775 Jahre Berlin -

Stichtag

28. Oktober 1237 - Erste Erwähnung der Doppelstadt Berlin-Cölln

Geld spielt diesseits und jenseits der Mauer keine Rolle, als Berlin 1987 seinen 750. Geburtstag feiert. Das ganze Jahr lang überbietet man sich im West- und Ostteil mit Fest-Höhepunkten. Während etwa zu Pfingsten vor dem Reichstag Weltstars wie Genesis, David Bowie und die Eurythmics auftreten, lässt die DDR das mittelalterliche Nikolaiviertel wieder auferstehen - und trifft die West-Berliner damit an der empfindlichsten Stelle.

Denn dort, am östlichen Spree-Ufer, liegt die eigentliche Wiege Berlins. "Ost-Berlin verfügt sozusagen über die Geschichte – und West-Berlin sieht aus wie ein Vorort", beschreibt der Historiker Krain Thais das Problem der damaligen West-Festplaner. Ein Problem, das zur 775-Jahr-Feier nicht mehr existiert. Dafür hat die vereinte Stadt 2012 ein neues: kein Geld. Das Jubiläum Berlins, dessen Geschichte als Doppel-Stadt Berlin-Cölln begann, fällt deshalb in diesem Jahr sehr bescheiden aus.

Zukunft als Verkehrsknotenpunkt

Einen wissenschaftlich fundierten Beleg über die Gründung der Doppelstadt gibt es nicht. Vermutlich im 12. Jahrhundert waren die ersten Siedler aus dem Rheinland in der zuvor von Slawen bewohnten Mark Brandenburg angekommen. Erstmals erwähnt wird das ältere Cölln in einer Urkunde vom 28. Oktober 1237. Ihr neues Zuhause auf der heutigen Fischerinsel, an einer Furt über die Spree, benannten die Rheinländer nach ihrer alten Heimat. Das am anderen Flussufer gelegene Berlin wird 1244 erstmals urkundlich als Stadt erwähnt.

Sein Name leitet sich vom slawischen "berl" für Sumpf ab. Auf fruchtbares Land oder Bodenschätze können die Cöllner und Berliner in Brandenburg nicht hoffen. Sie setzen deshalb auf die Lage an der Spree und wollen nahe der wichtigen Handelsstraßen zwischen Elbe und Oder zum Markt- und Verkehrsknotenpunkt werden. Die Nachbarn arbeiten eng zusammen, unterstützt durch holländische Siedler, die als erfahrene Deich- und Brückenbauer beide Städte verbinden und den sandigen Boden entwässern.

Berlin – älter als gedacht

Der Wirtschaftsplan geht auf und das bald von einer Stadtmauer umgebene Berlin-Cölln gedeiht als Handelszentrum. Doch ab 1320, nach dem Aussterben der askanischen Schutzherren Brandenburgs, plündern Raubritter das Land, und mehrere Adelshäuser streiten um seinen Besitz. 1415 übernehmen die Hohenzollern die Herrschaft in Brandenburg. Berlin wird als Kurfürsten-Residenz der bedeutendere Teil der Doppel-Stadt und erhält nach dem Dreißigjährigen Krieg eine neue Festungsanlage. Friedrich I., erster König in Preußen, verfügt schließlich 1709 die endgültige Vereinigung von Berlin und Cölln samt drei anderer Vorstädte zur Königlichen Residenz Berlin.

Seit Beginn des Baubooms nach der Wiedervereinigung haben Archäologen in Berlin alle Hände voll zu tun. Wo immer Bagger den historischen Boden aufreißen, tauchen Relikte aus dem Mittelalter auf. Dabei wird so manche Überraschung zutage gefördert. 2008 bergen die Archäologen auf der Museumsinsel eine gut erhaltene Eichenbohle eines Fachwerkhauses aus dem märkischen Sand. Die Zählung der Jahresringe ergibt: Der Baum wurde bereits um das Jahr 1180 gefällt. Berlin müsste seine Gründung also mindestens um ein halbes Jahrhundert zurückdatieren.

Stand: 28.10.2012

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