Strichcode / Barcode

Stichtag

7. Oktober 1952 – Patent für Strichcode eingereicht

Norman Joseph Woodland ist ein gemachter Mann. Der Ingenieur hat genug Geld mit Aktien verdient, um sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Florida ein schönes Leben zu machen. Aber etwas langweilig scheint ihm dabei schon zu sein, denn als sein Ingenieurskollege Bernard Silver ihm von einem Supermarktleiter erzählt, der nach einer effektiveren Art sucht, um die Preise seiner Waren in die Kasse einzugeben, wird er hellhörig.

Im Krieg musste sich Woodland mit dem Morsecode beschäftigen. Da kommt ihm die Idee, dessen binäres Prinzip von kurzen und langen Zeichen auf ein System für Wareninformationen zu übertragen. Wenn man der Überlieferung glauben darf, dann zeichnet Woodland schon bald seine Idee in den Sand: unterschiedlich dicke Balken, die jeweils für eine 13-stellige Ziffernreihe stehen.

Der Strichcode wird die Logistik der Warenwelt ebenso revolutionieren wie die Arbeit an der Kasse. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Ein "Beep" für Deutschland

Am 7. Oktober 1952 reichen Woodland und Silver den Strichcode beim Patentamt ein. Aber der Lichtsender, der zwischen den hellen und dunklen Streifen unterscheiden und die Länge der Balken messen kann, ist noch gar nicht erfunden. Zwanzig Jahre wird es noch dauern, bis das entsprechende Lesegerät entwickelt wird. 1974 kommt in den USA das erste mit einem Strichcode versehene Produkt – eine Kaugummipackung der Marke Wrigley – in den Handel.

Nach Deutschland kommt der Strichcode drei Jahre später: 1977 bringt Supermarktleiter Bernd Daiberl aus Bayern das Lesegerät aus den USA mit in seine Heimat. Daiberl ist es auch, der sich das passende Geräusch vom Scanner-Hersteller IBM gleich mit aussuchen darf. "Da waren mehrere Variationen zur Auswahl", wird er sich später erinnern: "ein Gong und eben der 'Beep'. Und der 'Beep' hat mir am besten gefallen, den hab ich irgendwie erfrischend gefunden. Der gefällt mir noch heute ganz gut."

Wie viel passt auf eine Palette?

Seitdem hat IBM deutschen Supermarktketten keinen weiteren Ton mehr angeboten. So ist Daiberl dafür verantwortlich, dass an Supermarktkassen von Glücksburg an der Ostsee bis nach Freiburg im Breisgau überall das gleiche Geräusch zu hören ist. Überhaupt ertönt das "Beep" Schätzungen zufolge zehn Milliarden Mal pro Tag: Etwas Variation wäre da wohl doch ganz gut gewesen.

In Deutschland vergibt die Organisation für globale Standards "GS1 Germany" die Strichcodes für den deutschen Markt – als Preisauszeichnung, aber auch für Produktinformationen wie Größe und Gewicht. So wissen Transporteure schon in der Lagerhalle, wie viele Teile auf die Paletten passen.

Stand: 07.10.2012

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