Audrey Hepburn als Holly  Golightly frühstückend bei Tiffany (Filmfoto)

Stichtag

18. September 1837 - Juwelier Tiffany eröffnet sein erstes Geschäft

Was hat Tiffany anderen Nobel-Juwelieren wie Cartier oder Bulgari voraus? Ein unvergessliches Frühstück und Audrey Hepburn als weltbekannte Werbe-Ikone. "Ich bin verliebt in Tiffany's", gesteht sie 1961 als Partygirl Holly Golightly in der Komödie "Frühstück bei Tiffany". "Dort kann einem nichts Schlimmes passieren" – selbst wenn es für die arme Holly immer nur zum Steh-Frühstück im Morgengrauen vor den Diamanten im Schaufenster reicht.

Seit dem Filmerfolg zieht der exklusive Preziosen-Händler an der Fifth Avenue weibliche Touristen aus aller Welt magisch an. Selbst wenn sie nicht zur Luxus-Kundschaft zählen, haben sie doch dem Unternehmen mit erschwinglicheren Einkäufen über die Finanzkrise der vergangenen Jahre geholfen. Und viele US-Girls träumen auch heute noch von einem edlen Verlobungsring, verpackt in einer der für Tiffany typischen, hellblauen Schachteln und 1886 vom Firmengründer persönlich entworfen.

Fixe Preise und Emigranten-Juwelen

Tiffany & Co. ist seit 175 Jahren eine amerikanische Institution; Kriege und Krisen haben daran nichts geändert. Der Aufstieg zum börsennotierten Konzern beginnt mit Charles Lewis Tiffany, Sohn eines Baumwoll-Herstellers aus Connecticut. 1837 eröffnet er mit John B. Young an New Yorks Broadway einen Laden mit allerlei Krimskrams. Knapp fünf Dollar haben sie am ersten Abend in der Kasse. Doch Tiffany beweist eine feine Nase für Neuheiten und wird schnell zum Trendsetter. Binnen drei Monaten verdienen die beiden das Hundertfache. Zudem führt Tiffany eine radikal neue Preispolitik ein: Es wird nicht mehr gefeilscht, alle Preise sind fix.

Mit den Revolutionen 1848/49 in Europa beginnt für Tiffany, der inzwischen auch Uhren, Schmuck und Porzellan führt, eine neue Ära. Zusammen mit Young und einem neuen Geldgeber kauft er den in die USA geflohenen adligen Emigranten günstig ihre kostbaren Juwelen ab. Um den Wert von amerikanischem Silber zu steigern, setzt Charles Lewis Tiffany 1851 die Übernahme des Feingehalts von britischem Sterling-Silber durch. Nachdem er in Paris die erste Filiale eröffnet hat, zahlt er 1853 seine Teilhaber aus und erlangt die alleinige Kontrolle über das Unternehmen.

Schwerter für den Bürgerkrieg

Der "König der Diamanten" weiß auch aus unedlem Material Profit zu schlagen. So kauft Tiffany Teile des ersten transatlantischen Kabels auf und lässt daraus gefragte Spazierstockgriffe und Briefbeschwerer herstellen. Für Superreiche wie die Vanderbilts und Astors dagegen fertigt er sündhaft teuren Diamant-Schmuck, 100-teilige Services aus purem Gold und auch mal ein brilliantbesetztes Fahrrad. Selbst Abraham Lincoln kommt persönlich zu Tiffany, um seiner Frau ein Perlenkollier zu kaufen. Zu Beginn des Bürgerkriegs stellt Tiffany seine Produktion um und stattet nun Armeeoffiziere mit Schwertern, Goldtressen, -knöpfen und Orden aus.

1867 wird der Juwelier der Magnaten und Monarchen bei der Weltausstellung in Paris als erster US-Unternehmer für seine Verdienste ausgezeichnet. Er gründet weitere Niederlassungen in London, Genf und Wien, wird zum Ritter der Ehrenlegion und k.u.k.-Hoflieferanten befördert. Größtes Aufsehen erregt Charles LewisTiffany, als er 1887 für 500.000 Dollar Teile der französischen Kronjuwelen erwirbt. Nach seinem Tod am 18. Februar 1902 übernimmt Louis Comfort Tiffany, der sich als bedeutendster Hersteller von Jugendstil-Glas einen Namen gemacht hat, die weltberühmte Juwelenschmiede seines Vaters.

Heute gehören weltweit 260 Geschäfte zum Tiffany-Imperium. Der Stammsitz residiert seit 1940 im New Yorker Art-Déco-Gebäude an der Fifth Avenue. Dort, wo man der wunderbar verrückten Holly Golightly sogar einen billigen Ring aus dem Kaugummiautomaten graviert – zumindest im Film.

Stand: 18.09.2012

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