Modell des Wettersatelliten MSG-1 im Orbit mit abgesprengter Raketenstufe, Erde im Hintergrund

Stichtag

29. August 2002 - Wettersatellit MSG-1 in Umlaufbahn gebracht

Die Fernseh-Wetterfrösche haben mächtig Konkurrenz bekommen. Per Internet und Smartphone kann jedermann jederzeit erfahren, wo welches Wetter herrscht und wie es morgen werden soll. Über 90 Prozent beträgt inzwischen die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Prognose für den kommenden Tag, bestätigt ARD-Wettermann Sven Plöger - mit steigender Tendenz. Denn die Wettersatelliten als eine der wichtigsten Datenquellen für Vorhersagen werden kontinuierlich dem aktuellen Stand der Technik angepasst.

Für Europas Meteorologen beginnt am 29. August 2002 eine völlig neue Ära der Klimaforschung und Wetterbeobachtung. Eine Ariane-5-Rakete der Europäischen Weltraumagentur ESA setzt den Wettersatelliten MSG-1 in der Erdumlaufbahn ab. Die Abkürzung steht für "Meteosat Second Generation", denn MSG-1 ist der erste Vertreter einer Satelliten-Familie, die den seit 1977 betriebenen Meteosat-Trabanten der ersten Generation weit überlegen ist.

Aktuelle Bilder im 15-Minuten-Takt

Der rund zwei Tonnen schwere MSG-1, ein High-Tech-Zylinder von drei Meter Höhe und zwei Meter Durchmesser, wird in 36.000 Kilometer Höhe abgesetzt. Er dreht sich einhundert Mal pro Minute um die eigene Achse, was eine gleichmäßig stabile Ausrichtung garantiert. Der Satellit steht über dem Golf von Guinea auf einer geostationären Position; er bewegt sich also in gleicher Geschwindigkeit wie die Erde. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern sendet MSG-1 ein wesentlich größeres und genaueres Datenspektrum an Eumetsat, die Betreiberorganisation des Meteosat-Programms in Darmstadt.

Die Meteosat-Generation der 70er Jahre schoss nur halbstündlich ein Bild ihres kleineren Beobachtungsgebiets. MSG-1 dagegen funkt alle 15 Minuten ein gestochen scharfes Bild von der Wetterküche über Europa, dem Atlantik und 40 afrikanischen Staaten. Die Auflösung würde einer Digitalkamera mit 124 Megapixeln entsprechen. Zudem, erklärt ESA-Ingenieur Rainer Kresken, können die Satelliten der zweiten Generation "die Erde im infraroten wie im visuellen Licht beobachten, die Verteilung von Wasserdampf in der Atmosphäre genau ermitteln und sehr präzise Eingangsdaten für Wetterberichte liefern."

Nachfolger in Warteposition

Trotz tausender Bodenstationen sowie Schiffen, Ballons und Funkbojen sind Meteorologen auf die Beobachtungsposten im Orbit angewiesen. Denn mehr noch als die Perfektionierung der Prognosen bis hin zu lokalen Gebieten stellt der Klimawandel die Wetterforscher ständig vor neue Herausforderungen. Deshalb schicken ESA und Eumetsat im Dezember 2005 mit MSG-2 den nächsten Satelliten der Second Generation ins All. Er wird in der fortlaufenden Eumetsat-Zählung als Meteosat-9 geführt und liefert gegenwärtig unter anderem einen Großteil der Daten für Wetter-Apps in Smartphones.

Nach zehn Jahren Dienst ist MSG-1, der 2002 die neue Satellitengeneration einleitete, nur noch als Ersatz für seinen optimierten Nachfolger in Betrieb. Doch auch dessen Ablösung wird in Darmstadt bereits vorbereitet, seit im Juli 2012 MSG-3 alias Meteosat-10 zum Probebetrieb im All angekommen ist. Der letzte europäische Wettersatellit der zweiten Generation soll 2015 starten und drei Jahre später das MSG-Programm abschließen.

Stand: 29.08.2012

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