Georg IV., König von Großbritannien

Stichtag

12. August 1762 - König Georg IV. von England wird geboren

Auf Englands Thron gibt es einige Herrscher mit schlechtem Ruf. König Georg IV. gehört dazu. Der älteste Sohn von König Georg III. fällt schon als Teenager als dandyhafter Müßiggänger auf. "Ich bin zu begeistert von Wein und Weib", gesteht der am 12. August 1762 in London geborene designierte Thronfolger freimütig. Der Prinz von Wales verkehrt früh in zweifelhafter Gesellschaft und pflegt einen aufwendigen Lebensstil. Er sucht die Nähe zu Lebemännern, Spielern und Künstlern.

1781 sorgt seine Affäre mit einer verheirateten Schauspielerin für Schlagzeilen. Die Bevölkerung verfolgt Georgs Eskapaden mit einer Mischung aus Sensationsgier und Entrüstung. 1785 ehelicht der royalistische Anglikaner schließlich heimlich die bürgerliche Katholikin Maria Fitzherbert. Ohne Einwilligung des Königs ist diese Ehe jedoch rechtlich nicht gültig.

Arrangierte Hochzeit mit Caroline von Braunschweig

König Georg III. fädelt später eine standesgemäße Hochzeit ein. Der Familientradition der Hannoveraner auf dem englischen Thron folgend legt man dem Prinzen einen Katalog heiratsfähiger deutscher Prinzessinnen vor - und er wählt aus. "Daraufhin wurde Caroline von Braunschweig nach London spediert und mit ihm verheiratet", sagt Robert Muhs, Londoner Historiker und Georg-IV.-Biograf. Schon ein Jahr nach der Hochzeit trennt sich das Paar. Caroline zieht später nach Italien, wo sie mehrere Affären hat, während der Prinz sich daheim in die Arme älterer Damen wirft.

Da Georg III. wegen Geisteskrankheit regierungsunfähig wird, erhält Prinz Georg 1788/89 und endgültig ab 1811 als Regent fast königliche Gewalt: Er vertritt seinen Vater in der Regierung Großbritanniens, Irlands sowie des hannoverschen Stammlandes. Doch gekrönt wird Georg IV. erst 1821 nach dem Tod seines Vaters.

"Nie ist ein Verstorbener weniger betrauert worden"

Es bleiben König Georg IV. nur wenige Jahre, ein eigenes Profil zu gewinnen. Das englische Parlament hat den politischen Gestaltungsspielraum der Könige allerdings zwischenzeitlich stark beschnitten. Umso mehr bemüht Georg IV. sich, die symbolische Macht der Monarchie auszubauen. Aufgrund seines Interesses an Kunst und Musik gelingt es ihm, so Historiker Muhs, "die Inszenierung der Monarchie als eine öffentliche Veranstaltung für das Volk weit voranzutreiben."

Die Sympathiewerte Georgs IV. bleiben allerdings zeitlebens weit hinter denen seiner früh verstorbenen Frau Caroline zurück. Das zeigt sich auch nach seinem Tod am 26. Juni 1830 in Windsor. "Nie ist ein Verstorbener von seinen Mitmenschen weniger betrauert worden als dieser König", heißt es im Nachruf der "Times". Weiter bleibe nichts zu sagen über Georg IV., "nur zahlen müssen werden wir noch lange für seine Verschwendungssucht." Auch das englische Königshaus distanziert sich nachdrücklich. Trotzdem profitieren die Royals nach wie vor von seiner teuersten Leidenschaft, der Architektur: "Buckingham Palace" und "Windsor Castle" gehen in ihrer heutigen Form auf den unbeliebten König zurück.

Stand: 12.08.2012

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