Stichtag

05. Februar 2004 - Vor 10 Jahren: Hermann Josef Abs gestorben Der große Mann der Deutschen Bank

Der Posten ist nicht irgendein Job, und die Inhaber machen oft Schlagzeilen. Der derzeitige Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, muss sich im Zusammenhang mit der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone gerade vor Gericht verantworten. Sein Vorvorgänger Hilmar Kopper sprach von "peanuts", womit er einen Verlust von 50 Millionen Mark meinte. Und für Hermann Josef Abs, Sprecher der Deutschen Bank von 1957 bis 1967, wurde gar das Aktiengesetz geändert. "Lex Abs" hieß inoffiziell die Gesetzesnovelle, die 1965 die Zahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf zehn beschränkte – Abs besaß zeitweise 30. "Von allen Maßnahmen, die je zum Schutz meiner Gesundheit getroffen wurden, war dies bestimmt die einschneidendste", kommentierte der Bankier trocken.

Mit 36 Jahren wird der gebürtige Bonner Hermann Josef Abs 1938 Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, zuständig für die internationalen Beziehungen des Instituts. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Deutsche Bank wie andere Großbanken auch aufgeteilt. Die Besatzungsmächte wollen keine Konzentration wirtschaftlicher Macht. Doch nach zähem Ringen dürfen sich die Geldinstitute wieder zusammenschließen. 1957 gibt es erneut die Deutsche Bank, und ihr erster Vorstandssprecher wird Hermann Josef Abs. 1967 wechselt Abs in den Aufsichtsrat, dem er bis 1976 vorsteht. Der Freund und Mäzen der schönen Künste – er setzte sich u.a. für das Bonner Beethovenhaus und die Frankfurter Gemäldegalerie Städel ein – stirbt am 5. Februar 1994 im Alter von 92 Jahren.

"Was gut ist für die Deutsche Bank, ist auch gut für die Bundesrepublik Deutschland", soll Abs einmal gesagt haben. Der rheinische Katholik und enge Vertraute Adenauers war der einflussreichste Bankier der Nachkriegszeit. Er initiierte die "Kreditanstalt für Wiederaufbau", handelte erfolgreich die Kriegsschulden der Bundesrepublik herunter und trug entscheidend bei zum wirtschaftlichen Erfolg des Weltkriegs-Verlierers Deutschland. Für seine Kritiker war Abs jedoch eine Symbolfigur mit belastender Vergangenheit. Sie warfen ihm vor, während der NS-Zeit an der "Arisierung" jüdischer Banken und der Finanzierung der deutschen Rüstung mitgewirkt zu haben.

Stand: 05.02.04