Erik Zabel (l.) und Rolf Aldag bei der Pressekonferenz am 24.05.2012

Stichtag

24. Mai 2007 - Rolf Aldag und Erik Zabel räumen Doping ein

Der frühere Radprofi Bert Dietz legt am 22. Mai 2007 im ARD-Fernsehen das umfassendste Doping-Geständnis im deutschen Radsport ab. Er beschuldigt zwei für das "Team Telekom" arbeitende Ärzte, systematisches Doping mit EPO betrieben zu haben. Dietz war nur ein sogenannter Wasserträger für die Starfahrer Erik Zabel und Jan Ullrich. Aber mit seinen Aussagen setzt er alle seine ehemaligen Team-Kollegen unter Druck. Zwei von ihnen reagieren mit einer Flucht nach vorn.

Kaum 48 Stunden später findet am 24. Mai 2007 eine hastig einberufene Pressekonferenz in Bonn statt. Gastgeber ist der Bonner Sponsor "T-Mobile", der das Telekom-Nachfolgeteam finanziert. Neben Erik Zabel nimmt auf dem Podium sein langjähriger Team-Kamerad Rolf Aldag Platz. Er ist mittlerweile Sportdirektor beim T-Mobile-Team und sagt nun: "Ich habe 1995 dann im Vorfeld der Tour de France damit begonnen, ausdrücklich mit EPO." Aldag wirkt bei seinem Doping-Geständnis äußerst abgeklärt: "Ich war in der Lage, es selber zu machen." Er habe sich das Hormon EPO in ein Tattoo auf dem Oberarm gespritzt - "was keine blauen Flecken macht und damit nicht mal nachvollziehbar gewesen wäre für meinen Zimmerkollegen Erik Zabel".

Nur ein Test?

Anders als Aldag wirkt Zabel, der von 1993 bis 2005 für das Bonner Team gefahren ist, nervös und aufgeregt: "Ich entschuldige mich natürlich auch für ein Doping, was einfach stattgefunden hat in der Annahme, wahrscheinlich machen es alle." Manchmal stockt Zabel, Tränen schießen ihm in die Augen: "Ich habe natürlich Sie jahrelang angelogen." Sein Sohn fahre selbst Rad. "Wenn ich von ihm erwarte, dass er ein guter Mensch wird, fair seinen Sport betreibt, dann kann ich ihn nicht weiter anlügen."

Zabel gibt an, sich 1996 vor der Tour de France entschieden zu haben, EPO zu benutzen. Das Hormon hat die Eigenschaft, die Leistungsfähigkeit zu steigern: Viel EPO bedeutet mehr rote Blutkörperchen und damit auch mehr Sauerstofftransport. Zabel sagt, es habe sich um einen Test gehandelt: "Ich habe ihn deshalb beendet, weil ich mit den Nebenwirkungen erhebliche Probleme hatte."

Alles verjährt

"Es scheint relativ unwahrscheinlich, dass es bei einem einmaligen Verstoß geblieben sein soll", sagt Dopingforscher Mario Thevis von der Sporthochschule in Köln. Zabel fährt nach seinem Geständnis noch vier weitere Jahre ohne Doping-Sperre im Profi-Radsport. Denn das eingestandene Vergehen ist - wie auch bei Aldag - nach den Regeln des Radsports bereits verjährt.

Stand: 24.05.2012

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