Stichtag

08. Februar 2004 - Vor 10 Jahren: Erstmals über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland
Bernhard Jagodas Hiobsbotschaft

"Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar auf über vier Millionen gestiegen." So beginnt der Monatsbericht der Bundesanstalt für Arbeit für Januar 1994. Genau sind es 4.029.500. Die Zahl beherrscht die Schlagzeilen am 8. Februar. Denn noch nie seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sind in Deutschland mehr Menschen ohne Job. Bernhard Jagoda, der als Chef der Bundesanstalt die schlechte Nachricht überbringen muss, führt den traurigen Rekord auf den Winter, die lahmende Konjunktur und den Wegfall bisheriger Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den neuen Bundesländern zurück.

Die schlechte Nachricht in der schlechten Nachricht lautet nämlich: Auf dem Arbeitsmarkt ist Deutschland immer noch geteilt. Gut drei Jahre nach der Wiedervereinigung liegt die Arbeitslosenquote im Westen bei 8,2, im Osten der Bundesrepublik jedoch bei 15,2 Prozent. Die Zahlen fachen die Diskussion um durchgreifende Reformen an - schließlich hat ein Wahljahr begonnen. Da möchte Bernhard Jagoda anscheinend nicht ganz wie ein Hiobsbote dastehen und schreibt in seine Pressemitteilung den Satz: "Eine Verschärfung negativer Tendenzen darf aus all dem nicht abgeleitet werden." Zehn Jahre später, bei 4,5 Millionen Arbeitslosen, hinterlässt der Satz eine gewisse Ratlosigkeit.

Stand: 08.02.04