Gilbert Bécaud

Stichtag

18. Dezember 2001 – Gilbert Bécaud stirbt in Paris

Die Legende von Gilbert Bécaud als "Monsieur 100.000 Volt" beginnt Anfang Februar 1955 im Pariser "Olympia". 2.000 Menschen passen in den Konzertsaal, aber vor der Tür stehen 3.000 Jugendliche, die letztlich das Gebäude stürmen. Bécaud ist ein Nervenbündel. Aber er schafft es, seine Energie positiv umzusetzen. Er jazzt und swingt, bis die Menge fanatisch mitgeht und sich schließlich über das Mobiliar hermacht. Weibliche Fans schleudern ihre Slips auf die Bühne: So etwas hat es bisher noch nicht gegeben.

"Fortan strömte die Menge zu Bécaud ins 'Olympia'", wird der Biograf des Sängers, Laurent Balandras, später sagen, "um die Sitze zu zerlegen".

20 Welterfolge als Komponist

Geboren wird Bécaud 1927 als Gilbert François Léopold Silly im südfranzösischen Toulon. Seine Mutter ist Schneiderin, der Vater arbeitet im Pariser Varietétheater Lido. Mit fünf Jahren benutzt Bécaud die heimischen Kochlöffel und Töpfe als Schlagzeug, zwei Jahre später setzt er sich ans Klavier des Großvaters. Seine Mutter verkauft nebenbei leere Pfandpflaschen; wenn genug Geld beisammen ist, kann Bécaud zu einer Klavierstunde gehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg übersiedelt Bécaud nach Paris, wo er sich als Barpianist verdingt. Dort engagiert ihn der Sänger Jacques Pills als Begleitmusiker für seine Amerika-Tournee. 1951 schreiben beide gemeinsam "Je t’ai dans la peau" für Édith Piaf. Die stellt ihn dem Komponisten und Schlagertexter Louis Amande vor. Gemeinsam mit dem Texter Pierre Delanoë schreiben sie rund 400 Chansons, von denen 20 Welterfolge werden. Selbst Barbara Streisand, Elvis Presley oder Bob Dylan spielen fortan Bécaud.

Mal sanft, mal rauh

Piaf sagt Bécaud voraus, keine große Zukunft als Sänger zu haben. Sie irrt. Mit seiner mal weichen, mal knarzig-rauhen Chansonstimme und einer immensen Bühnenpräsenz erobert der Sänger, der zumeist im stahlblauen Anzug mit Tupfenkrawatte auftritt, vor allem die Frauenherzen. Lieder wie "Nathalie!" (1964), "Quand il est mort le poete" (1965), "La maison sous les arbres" (1971) "Désirée" (1982) oder "Il est à moi (l'Olympia)" (1993) werden weltweit Erfolge.

Privat ist Bécaud 37 Jahre lang in zweiter Ehe mit dem Mannequin Kitty St. John verheiratet. 1965 hat er die Amerikanerin kennengelernt. Sie zieht mit ihm um die Welt: 250 Konzerte im Jahr sind keine Seltenheit. 1999 gibt Bécaud zum letzten Mal ein Konzert im "Olympia". Er stirbt am 18. Dezember 2001 auf seinem Hausboot am Ufer der Seine in Paris.

Stand: 18.12.2011

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