Moshe Dayan

Stichtag

16. Oktober 1981 - Moshe Dayan stirbt in Tel Aviv

Die schwarze Klappe auf dem linken Auge ist sein Erkennungszeichen: Der israelische General Moshe Dayan gilt als Haudegen. Als Israel Gefahr droht, wird er am 1. Juni 1967 Verteidigungsminister. Ägyptens Staatschef Gamal Abdel Nasser hat sich zuvor mit Jordanien und Syrien verbündet - und eine Art Verbalkrieg angezettelt. "Packt eure Koffer, bevor wir euch den Krieg bringen", höhnt Nasser im Radio. "Wenn Israel uns mit Krieg droht, werden wir antworten: Löst ihn doch aus."

Dayan will unter diesen Umständen nicht abwarten, sondern angreifen. Ausländische Hilfe für seinen Präventivkrieg lehnt er allerdings ab: "Wenn es wirklich zum Kampf kommt, dann möchte ich nicht, dass amerikanische oder britische Boys für die Unabhängigkeit Israels getötet werden." Die Offensive beginnt am 5. Juni 1967. Nach sechs Tagen haben die Israelis an allen Fronten gesiegt. Israelische Truppen besetzen die ganze Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen, das Westjordanland, Ost-Jerusalem und die syrischen Golanhöhen. Die geopolitische Lage im Nahen Osten hat sich schlagartig verändert. Der sogenannte Sechs-Tage-Krieg macht Dayan in Israel zum Idol.

Im Zweiten Weltkrieg gekämpft

Geboren wird Dayan am 20. Mai 1915 im Jordantal, im ersten jüdischen Kibbuz. In Palästina hat damals noch das Osmanische Reich das Sagen. Dayans Eltern sind ukrainische Einwanderer. Moshe besucht die Landwirtschaftsschule, wird früh in sozialdemokratischen Organisationen tätig und schließt sich der jüdischen Untergrundarmee Haganah an. Im Zweiten Weltkrieg nimmt er an britischen Kommandoaktionen gegen Vichy-Franzosen in Libanon und Syrien teil. Dabei verliert er sein linkes Auge.

Während des ersten Palästinakrieges 1948 kämpft Dayan in der Wüste Negev und leitet die Verteidigung Jerusalems. 1956 ist er bereits Generalstabschef. Seine Truppen erobern innerhalb kurzer Zeit den Sinai, müssen sich aber auf internationalen Druck hin zurückziehen. Dayan wird international bekannt. Als Mensch jedoch wirkt er "irgendwie autistisch", sagt der Rechtsanwalt und Politiker Itzak Beerman. "Ich glaube nicht, dass er persönliche Freunde hatte. Bewunderer ja, aber keine Freunde." Dayan ist eigenwillig: ein Hobby-Archäologe, der auch als Korrespondent aus dem Vietnamkrieg berichtet; ein Frauenheld, der mit untergebenen Soldatinnen anbändelt; ein Linker, der als Mitglied der Arbeiterpartei einen Ausgleich mit den Arabern anstrebt.

Verhandelt in Camp David

1973 schmälert der Verlauf des Yom-Kippur-Kriegs Dayan Ansehen: Als Ägypten und Syrien am höchsten israelischen Feiertag angreifen, steht Israel am Rand einer Niederlage, die nur dank amerikanischer Waffen abgewendet werden kann. Dayans militärischer Geheimdienst hat versagt, kurz darauf muss er als Verteidigungsminister zurücktreten. Drei Jahre später ist er plötzlich wieder da - als Außenminister des konservativen Likud-Chefs Menachem Begin. Dayan wird als Opportunist kritisiert, weil er für seinen neuen Kabinettsposten aus der Arbeiterpartei ausgetreten ist. Seine Tochter Yael sieht darin Pragmatismus: "Meinem Vater ging es um den Frieden mit Ägypten. Hier bekam er eine Chance, seine Vorstellung zu verwirklichen."

Dayan verhandelt für Israel im amerikanischen Camp David. Am Ende steht 1979 der Frieden mit Ägypten. "Er wollte Kompromisse mit allen Nachbarn", sagt Tochter Yael. "Wenn er am Leben wäre, würde er ohne Zweifel für einen Palästinenser-Staat sein." Zu Dayans Lebzeiten tut sein Ministerpräsident Menachem Begin das Gegenteil: Er hält die Palästinenser hin und verstärkt den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. 1979 gibt Dayan auf. Er tritt zurück und stirbt zwei Jahre später am 16. Oktober 1981 in Tel Aviv an den Folgen einer Herzattacke. Dayan wird 66 Jahre alt.

Stand: 16.10.2011

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