Stichtag

27. Dezember 2004 - Vor 20 Jahren: Erster deutscher Hacker-Kongress

Sicherheit muss sein - meinen die Computerfans vom "Chaos Computer Club" (CCC). Mit Lust demonstrieren sie seit Anfang der 80er-Jahre die Lücken in den neuen Datenleitungen und -Welten. Im Orwell-Jahr 1984 zeigt ein CCC-Spezialist vor den laufenden Kameras des ZDF, wie er das System der Hamburger Sparkasse knackt und sich 135.000 Mark besorgt. Der "erste große Knaller", findet Steffen Wenery vom CCC im Rückblick: "Und dann haben wir gesagt, wir müssen jetzt irgendetwas tun, um die wenigen Hacker oder Computerbegeisterten zusammen zu bringen."Sicherheit muss sein. Auch auf einem Hacker-Kongress. Deshalb müssen die rund 300 Jugendlichen, die am 27. Dezember 1984 in das Hamburger Bürgerhaus zum "Chaos Communication Congress" wollen, sich wie auf dem Flughafen eine Leibesvisitation mit Metalldetektor gefallen lassen. Begründung: Man will Fotoapparate, Tonbandgeräte und Minisender aufspüren. Keiner der Teilnehmer des ersten deutschen Hacker-Kongresses soll gegen seinen Willen mit Bild in der Öffentlichkeit erscheinen.

Teer und Federn

Etwas bleich sehen viele Teilnehmer aus, die zum Teil mit ihren Heimcomputern unterm Arm anreisen. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 20 Jahren. Zwei Tüftlern gelingt es unter großem Hallo, in den Rechner der Frankfurter Citibank einzudringen. Andere beschäftigen sich mit Computerspielen. Allen ist gemeinsam, dass sie dem "Gilb" den Kampf angesagt haben – der Deutschen Bundespost. Der Monopolist mit seinem  BTX- und  Datex-P-Netz ist den meist jugendlichen Computerspezialisten zu langsam, störanfällig und unsicher. "Wenn der Postminister heute erschienen wäre, wir hätten ihn geteert und gefedert", flachst ein Teilnehmer.Der Hacker-Kongress ist inzwischen Tradition. Und ungefährlich für Behördenvertreter. Peter Schaar, der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, ist schon mehrmals dabei gewesen. "Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass dort nicht etwa Kriminelle zusammen kommen, sondern Technikinteressierte. Nicht jeder, der sich mit Nachschlüsseln beschäftigt, ist dadurch ein Einbrecher."

Stand: 27.12.04