Stichtag

23. Juni 2010 - Vor 105 Jahren: "NIVEA" wird als Markenname angemeldet

Man schreibt das Jahr 1890. Reichskanzler Bismarck wird vom Kaiser in den Ruhestand geschickt, die Wilhelminische Ära nimmt ihren Lauf und in Hamburg beginnt die rasante Entwicklung einer kleinen Firma zum Weltunternehmen. Acht Jahre zuvor hat der Apotheker Paul C. Beiersdorf einen mit Salbe bestrichenen Wundverband auf den Markt gebracht, der erstmals dauerhaft Wirkstoffe auf die Haut appliziert. Nun verkauft der unternehmerisch wenig begabte Beiersdorf seine Laborfabrik für 70.000 Reichsmark an den geschäftstüchtigen 27-jährigen Apotheker Oscar Troplowitz. Der ungleich weitsichtigere Schlesier errichtet umgehend in Eimsbüttel eine neue Fabrik - noch heute Stammsitz der Beiersdorf AG - und legt schon 1893 mit einer Handelsniederlassung in New York die Grundlage zu einem international agierenden Unternehmen.

Experiment mit Eucerin

Ausgestattet mit einer feinen Nase für erfolgreiches Marketing lässt sich Troplowitz am 23. Juni 1905 einen Marken-Namen schützen, ohne ein Produkt dafür zu haben: "NIVEA", abgeleitet vom lateinischen "nivis" für Schnee. Zunächst aber wird nur eine bereits eingeführte Beiersdorf-Seife mit dem sauber und frisch klingenden Beinamen verkauft. Bevor die berühmte Creme entsteht, landet Oscar Troplowitz 1909 seinen ersten Riesen-Coup mit dem Lippenpflegemittel "Labello" im neuartigen Drehgehäuse-Stift. Der zweite gelingt ihm 1911. Er kauft eine Bremer Eucerin-Fabrik, inklusive des Patents für den aus Schafswolle gewonnenen Emulgator, der erstmals Fette und Wasser zu einer stabilen Emulsion vereint. In einem Butterfass experimentiert Troplowitz mit dem Eucerin, mischt es mit Maiglöckchen-, Flieder und Rosenöl sowie ein wenig Orangen- und Zitronensäure. Heraus kommt eine schneeweiße Creme, die nicht nur fettet, sondern erstmals auch Feuchtigkeit an die Haut abgibt. Eine kosmetische Weltneuheit, für die der Name Nivea wie geschaffen ist.

Blau zum Welterfolg

Im Dezember 1911 kommt die Nivea-Creme erstmals auf den Markt, in grün-gelben Dosen, dem Zeitgeschmack entsprechend mit Jugendstil-Ornamenten geschmückt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert zunächst eine weite Verbreitung in Deutschland. Doch Beiersdorf floriert. Angetrieben vom rastlosen Oscar Troplowitz vermarkten die Hamburger ihre Produkte bereits in 34 Ländern bis hin nach China; 42 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. Als der auch als Kunstmäzen angesehene Troplowitz 1918 überraschend einem Schlaganfall erliegt, steht sein Unternehmen kaufmännisch wie forschungstechnisch auf sicherem Fundament. Mitte der 20er Jahre – inzwischen haben die Beiersdorf-Heftpflaster Leukoplast und Hansaplast den Markt erobert, bringt ein radikaler Design-Wandel auch die Nivea-Creme weltweit auf einen nahezu grenzenlosen Erfolgskurs.
Flankiert von teuren Werbefeldzügen ("Ihr Teint wie Schnee, die Haut wie Samt. Mein Herz ist lichterloh entflammt!") kommt die flache Aluminium-Dose nun in der bis heute nur gering variierten blauen Aufmachung mit dem schneeweißen Schriftzug daher.

Stand: 27.06.10