Stichtag

20. Mai 2008 - Vor 100 Jahren: James Stewart wird geboren

George Bailey ist verzweifelt und will sich am Heiligen Abend umbringen. Seine Familie, seine Freunde und die Bürger von Bedford Falls beten für ihn. Bailey hat dafür gesorgt, dass sie alle ein wunderbares Leben führen können. Die Rettung kommt aus dem Himmel: Baileys Schutzengel zeigt ihm, wie seine Heimatstadt aussehen würde, wenn er nicht gelebt hätte. Mit Tränen in den Augen begreift Bailey, wie wichtig er für die Menschen in seiner Heimatstadt ist. Fassungslos vor Glück kehrt er in die Realität zurück. "Ist das Leben nicht schön?" heißt dieser Hollywood-Film von Frank Capra, der 1947 in die amerikanischen Kinos kommt. Verkörpert wird Bailey von Schauspieler James Stewart. Von seinen rund 80 Filmen, die er in seiner 50-jährigen Karriere gedreht hat, hält er "Ist das Leben nicht schön?" für den besten.

Geboren wird James Maitland Stewart am 20. Mai 1908 in der ostamerikanischen Kleinstadt Indiana. Er wächst behütet in einer frommen und musikbegeisterten Familie auf. Während des Architekturstudiums entdeckt James seine Faible für die Schauspielerei. Sein Vater, ein Eisenwarenhändler, glaubt an eine vorübergehende geistige Verwirrung. Doch sein Sohn geht nach New York, um am Broadway Theater zu spielen. Er stolpert von Rolle zu Rolle, doch nach drei Jahren erhält er 1935 von Metro Goldwyn Mayer (MGM) seinen ersten Hollywood-Vertrag. Seine Laufzeit beträgt sieben Jahre, die Anfangsgage 280 Dollar pro Woche. Bis zu acht Filme werden pro Jahr mit ihm gedreht, 1940 gewinnt er für die Komödie "Die Nacht vor der Hochzeit" seinen ersten Oscar. Stewarts Vater ist so stolz, dass er die Trophäe ins Schaufenster seines Geschäfts stellt.

1941 tritt Stewart seinen Militärdienst an. Als Bomberpilot fliegt er rund 20 Einsätze über Nazi-Deutschland. Als hochdekorierter Kriegsheld kehrt er nach Hollywood zurück und wird in den 50er Jahren zum Superstar. Er kann eine Gewinnbeteiligung an seinen Filmen aushandeln. In den Western von Anthony Mann und in Alfred Hitchcocks Meisterwerken wie "Das Fenster zum Hof" und "Vertigo" spielt Stewart psychologisch komplexere Figuren als zu Beginn seiner Karriere. Dennoch bleibt sein klinisch sauberes Image  bestehen. Seine Freunde und Schauspielerkollegen Nancy und Ronald Reagan sagen später, dass auf der Leinwand viel vom wirklichen Stewart zu sehen gewesen sei. Von ihm sind keine Skandale bekannt, seine einzige Ehe dauert fast 50 Jahre. Regisseur W. S. Van Dyke hat ihn einmal als "unusually usual" (ungewöhnlich gewöhnlich) bezeichnet. Politisch ist Stewart ein Konservativer, der den Vietnamkrieg moralisch verteidigt, mit Richard Nixon befreundet ist und sich für Ronald Reagan als Wahlkampfhelfer engagiert. Mit 72 Jahren gibt Stewart das Filmen auf, weil er sich keinen Text mehr merken kann. 1985 erhält er den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Stewart stirbt am 2. Juli 1997 in Beverly Hills.

Stand: 20.05.08