Stichtag

01. Januar 2007 - Vor 35 Jahren: Tod von Sänger und Schauspieler Maurice Chevalier

"Wenn ich meinen Mangel an Bildung, an Erziehung und Kultur bedenke, muss ich mein Erstaunen darüber gestehen, etwas erreicht zu haben." Man hat es eben oder man hat es nicht, möchte man Maurice Chevalier antworten, der dieses Bekenntnis in seinen Lebenserinnerungen zu Papier brachte. Charme lässt sich bekanntlich nicht erlernen und als Charmeur im Smoking, Nelke im Knopfloch und dem typischen Strohhut, der Kreissäge, auf dem Kopf, war dieser Bonvivant über 50 Jahre lang Inbegriff der Pariser Leichtigkeit des Seins. Als der weltweit beliebte Chansonnier und Schauspieler am Neujahrstag 1972 einem Herzschlag erlag, war die Seine-Metropole um eine Attraktion ärmer. Geboren wurde Chevalier 1888 aber nicht an den mondänen Boulevards zwischen Lido, Maxim's und Folies Bergères, sondern im schmutzigen Pariser Arbeiterviertel Menilmontant.Schon als Zehnjähriger muss Maurice als eins von zehn Geschwistern Geld verdienen. Mit zwölf steht er erstmals als Sänger auf der Bühne. Was ihm an Stimme fehlt, versucht er durch Lautstärke, Grimassen und sein strahlendes Lächeln wettzumachen. Das Publikum ist begeistert von diesem burlesken Knirps, der von Café zu Café tingelt und mit wachsendem Erfolg bald auch von bekannten Revuetheatern wie den Folies Bergères engagiert wird. Dort begegnet Chevalier 1909 seiner größten Liebe, der großen Chansonette Mistinguett. Zusammen überstehen sie, im Leben und auf der Bühne, den Ersten Weltkrieg. Dann trennen sich ihre Wege und Chevalier erobert als Star des Casino de Paris die renommiertesten Bühnen Europas.

Ende der 20er Jahre riskiert Maurice Chevalier den Sprung nach Amerika, avanciert als französischer Bonvivant zur Broadway-Attraktion und wird mit Hollywood-Produktionen wie "Liebesparade" und "Die lustige Witwe" endgültig zum Weltstar. Nach sieben Jahren und einem Dutzend Filmen zieht es ihn zurück in die Heimat, wo er den Strohhut gegen den Stahlhelm tauscht. Als unpolitischer Mensch unterstützt Chevalier während der deutschen Besatzung unbedacht das reaktionäre Vichy-Regime mit heiteren Liedchen und tritt für französische Kriegsgefangene in Deutschland auf. Doch das Publikum verzeiht nach Kriegsende dem unbekümmerten National-Idol. Mitte der 50er Jahre darf Chevalier wieder in die USA reisen, wo er als Lebemann Honoré Lachaille in "Gigi" seinen größten Filmerfolg feiert und mit einem Oscar ausgezeichnet wird. 1968, nach fast 70 Jahren im Scheinwerferlicht und einer letzten umjubelten Tournee zieht sich Maurice Chevalier aus der Öffentlichkeit zurück und schreibt seine Memoiren. Der Titel: "Mein glückliches Leben".

Stand: 01.01.07