Stichtag

18. Januar 2005 - Vor 5 Jahren: Margarete Schütte-Lihotzky stirbt in Wien

"Bevor ich die Frankfurter Küche gemacht habe, habe ich nie selbst gekocht", erzählte Margarete Schütte-Lihotzky. Dass sie aber stets mit dieser Küche identifiziert wurde, hat Margarete Schütte-Lihotzky geärgert. Schließlich hat sie viele unterschiedliche Dinge, bis hin zu Wohnsiedlungen entworfen. Berühmt aber wird sie durch ihr neuartiges Küchen-Design: Einbauschränke, Schiebe-Lampen, Vorratsschütten und ein Klapp-Bügelbrett. Mit ihrer konzentrierten Funktionalität ist die Frankfurter Küche von 1927 zum Vorbild für die späteren Standard-Einbauküchen geworden.
1897 als Beamtentochter in Wien geboren, studiert Margarete Schütte-Lihotzky ab 1915 als erste Frau an der "kaiserlich-königlichen Kunstgewerbeschule" Architektur – seit dem Wiener Jugendstil die beste Adresse in Europa. Nach dem Krieg arbeitet sie im städtischen Siedlungsamt und entwirft standardisierte Sozialwohnungen. Der Erfolg dieser modernen Idee führt sie in den Dienst der Stadt Frankfurt, wo sie nicht nur die legendäre Küche entwirft.

Mit ihrem Mann Wilhelm Schütte geht sie ab 1930 für Wohnungsbauprojekte in die Sowjetunion, nach Frankreich und in die Türkei. Hier tritt sie in die Kommunistische Partei Österreichs ein und schließt sich dem Widerstand gegen die Nazis an. Bei einer konspirativen Reise nach Wien wird sie verhaftet und sitzt über vier Jahre im Gefängnis. Als sie bei Kriegsende wieder frei kommt, kehrt sie zurück nach Wien. Aber als ehemalige Kommunistin wird ihre Arbeit boykottiert. "Die großen Nazis haben schon wieder große Aufträge gehabt, und ich bekam 20 Jahre lang keinen", erinnert sich Margarete Schütte-Lihotzky. Sie arbeitet viel außerhalb Österreichs, u.a. auch in Kuba.
Erst in den 80er Jahren kommt sie wieder zu Ehren – u.a. auch zu vier Ehrendoktorhüten. Sie lebt in einer selbst entworfenen Wohnung in Wien. Dort stirbt sie am 18. Januar 2000, wenige Tage vor ihrem 103. Geburtstag.

Stand: 18.01.2005