Stichtag

21. Juli 1911 - Herbert Marshall McLuhan wird geboren

Herbert Marshall McLuhan hat keinen Standpunkt. Alles, was er sagt, muss nicht unbedingt mit ihm selbst übereinstimmen. Das jedenfalls behauptet er immer wieder gerne.

"Ein Standpunkt ist eine statische, fixierte Position", gibt er als Begründung an. "Und Sie können keine statische, fixierte Position im elektronischen Zeitalter haben. Man muss überall gleichzeitig sein, ob man will oder nicht. Man muss an allem, was gleichzeitig passiert, teilnehmen, und das ist mein Standpunkt."

Ende der Buchkultur

Geboren wird McLuhan am 21. Juli 1911 als Sohn irisch-stämmiger Einwanderer in Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. Er studiert an verschiedenen Universitäten, unter anderem Maschinenbau und Literaturwissenschaften. 1937 konvertiert er zum Katholizismus. Ab 1946 gehört er zum Lehrkörper der Universität von Toronto.

1962 kommt McLuhans Buch "Die Gutenberg-Galaxis" heraus, das das Ende des Buchzeitalters im Konkurrenzkampf gegen die überstarken elektronischen Medien - Radio, Film, Schallplatte, Fernsehen - heraufbeschwört. Bereits hier sieht McLuhan die Schriftkultur durch eine Revolution der Ton- bzw. Bildkultur abgelöst, die nicht mehr dem Prinzip des chronologischen Nacheinanders und der Individualität, sondern der Gleichzeitigkeit und Anonymisierung verpflichtet ist.

Die Welt als Dorf

Durch den Übergang vom Buch zum elektronischen Medium werden McLuhan zufolge Wahrnehmung und Umwelt des Menschen grundsätzlich verändert. So ist sein wohl berühmtester Satz "Das Medium ist die Botschaft" zu verstehen: Die Art der Informationsvermittlung prägt nicht nur ihre Form, sondern wirkt gleichzeitig auch auf unser ganzes Leben. "Wenn ich sage: 'Das Medium ist die Botschaft', dann sage ich: 'Ein Auto ist kein Medium, das Medium sind die Autobahnen, die Fabriken, die Ölgesellschaften'."

Im elektronischen Zeitalter wird die Welt für McLuhan zum "Globalen Dorf", in dem die Medien als "ununterbrochen klingende Stammestrommel" simultan Nachrichten produzieren, "wo jeder die Botschaft erhält, zu jeder Zeit". Im Globalen Dorf sind Raum und Zeit verschwunden: "Das Globale Dorf ist gleichzeitig so groß wie der Planet und so klein wie ein Dorf, in dem jeder seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt."

Herbert Marshall McLuhan stirbt 1980 in Toronto. Seine Medientheorie nimmt wichtige Gedanken des digitalen Zeitalters vorweg.

Stand: 21.07.2011

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