Eine Zeichnung, die einen Indianer und einen weißen Händler an einem Tisch sitzend, zeigt

Stichtag

4. Mai 1626 - Peter Minuit kauft Manhattan für 60 Gulden

Manna-Hata ist das Stammesgebiet der Lenape-Indianer. Die hügelige Insel liegt an einem Fluss, den die Europäer später Hudson River nennen. Die Indianer leben schon seit Generationen dort, als 1609 der Brite Henry Hudson bei ihnen auftaucht. Er sucht in niederländischem Auftrag einen Schiffsweg durch das Polarmeer nach China. Hudson ist begeistert: "Noch nie habe ich meinen Fuß auf ein Stück Land gesetzt, das sich besser zum Ackerbau eignete." Schon bald verbreitet sich in Amsterdam die Kunde aus der scheinbar Neuen Welt, in der es Felle, Holz und Getreide in Hülle und Fülle geben soll. 1624 erreichen die ersten niederländischen Siedler Manna-Hata. An der Südspitze der Insel, die heute Manhattan heißt, entsteht das Fort Neu-Amsterdam. Auf den Wiesen rundum grasen schwarz-bunte, holländische Kühe.

Kein Kaufvertrag vorhanden

Zwei Jahre später kommt es zu einer Begebenheit, die wohl eher Legende als Tatsache ist: Der aus Wesel am Rhein stammende Peter Minuit ist im Mai 1626 gerade einige Monate Gouverneur der neu entstandenen Provinz Neu-Holland, als er angeblich ein glänzendes Geschäft abschließt. Minuit, der für die Niederländische Westindien-Kompanie den Handelsposten in Manna-Hata leitet, soll die Insel für den Spottpreis von umgerechnet 24 Dollar den Indianern abgekauft haben. Für den Kauf, sagt Sarah Henry vom New Yorker Stadtmuseum, gebe es aber keine Belege. Alles beruhe auf Hörensagen, mitgeteilt in einem Brief. Darin schreibt Peter Schaghen, Vertreter der Niederländischen Westindien-Kompanie in Amsterdam, im November 1626 an seinen Vorgesetzten über die Siedler in Neu-Holland: "Sie haben die Insel Manhattan von den Indianern für Waren in einem Wert von 60 Gulden gekauft."


Erst 200 Jahre später, so Sarah Henry, habe ein amerikanischer Historiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts den damaligen Kaufpreis umzurechnen versucht und sei auf 24 Dollar gekommen. "Es gibt einige Historiker, die sogar behaupten, Peter Minuit habe damals mit der falschen Gruppe von Indianern verhandelt", sagt Henry, stellvertretende Museumsleiterin des New-York-City-Museums. "Außerdem weiß man, dass es so etwas wie Privatbesitz bei den Stämmen, die hier schon lebten, gar nicht gab."

Nur ein symbolischer Tausch?

Der Tausch von Waren, vor allem von Glasperlen, sei in der indianischen Kultur zwar durchaus üblich gewesen, so Henry. "Es war ein Symbol, wenn man mit Fremden ein Abkommen schloss." Aber ein solcher Tausch habe nichts mit einem Verkauf im europäischen Sinn zu tun gehabt. "Wir wissen heute, dass bei vielen sogenannten Landkäufen das selbe Stück Land immer und immer wieder gekauft werden musste."

Wie auch immer die niederländische Inbesitznahme von Manna-Hata letztlich zustande gekommen ist: 1664 tauchen plötzlich englische Kriegsschiffe vor der Küste auf. Sie führen eine Urkunde von König Karl II. mit, nach der sie die Provinz Neu-Holland samt Neu-Amsterdam für die englische Krone in Besitz nehmen. Der König schenkt die Kolonie seinem Bruder, dem Herzog von York - und Neu-Amsterdam wird in New York umbenannt.

Stand: 04.05.2011

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