Stichtag

21. Oktober 2004 - Vor 120 Jahren: Claire Waldoff in Gelsenkirchen geboren

Sie gilt als Inbegriff der "Berliner Schnauze mit Herz", aber aufgewachsen ist sie als elftes von 16 Kindern einer Gastwirtsfamilie in Gelsenkirchen: Claire Waldoff, geboren am 21. Oktober 1884 als Clara Wortmann, ist schon früh zielstrebig und willensstark. Sie setzt durch, dass sie auf ein Mädchengymnasium in Hannover gehen darf, legt sich 1903 ihren Künstlernamen zu und spielt Theater in Bad Pyrmonth, im schlesischen Kattowitz und schließlich in Berlin. Am Figaro-Theater und am neuen Schauspielhaus gilt sie als hoffnungsvolle junge Komödiantin, öffentlich entdeckt  wird sie 1907 aber als Kabarettsängerin. Ihr Auftritt im "Roland von Berlin" bringt sie gleich mit der kaiserlichen Zensurbehörde in Konflikt. Die verbietet ihr, in Hosenanzug und Krawatte aufzutreten.

Ihre große Zeit hat die Waldoff während der Weimarer Republik. Ihre ironisch-frechen Lieder im Berliner Slang werden Gassenhauer in ganz Deutschland. Sie veröffentlicht rund sechzig Schallplatten und steht unter anderen mit Marlene Dietrich auf der Bühne. Nach der Machtergreifung der Nazis werden ihre Vorstellungen seltener. Sie darf nur noch auf kleineren Bühnen auftreten, singt aber 1940 auch vor deutschen Soldaten im besetzten Paris.
Im gleichen Jahr zieht sich die bekennende Lesbe mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder in ihr kleines Sommerhaus nach Bayrisch Gmein nahe der österreichischen Grenze zurück. Bis 1950 tritt sie noch bei Konzerten auf, ein großes Comeback gelingt ihr jedoch nicht mehr. Mit der zehn Jahre jüngeren "Olly", die sie schon vor dem ersten Weltkrieg kennenlernte, bleibt Claire Waldoff bis zu ihrem Tod 1957 zusammen.

Stand: 21.10.04