Formel-1-Weltmeister Jim Clark

Stichtag

4. März 1936 - Formel-1-Weltmeister Jim Clark wird geboren

Formel-1-Rennfahrer leben gefährlich, Lotus-Piloten ganz besonders. "Wenn mich ein Rad überholt, weiß ich, dass ich in einem Lotus sitze", spottet der Weltmeister von 1968, Graham Hill. Lotus ist der Rennstall des trickreichen schottischen Konstrukteurs Colin Chapman. Entwicklungstechnisch sind seine Boliden der Konkurrenz meist weit voraus, dabei jedoch notorisch pannenanfällig und in Grenzbereichen nahezu unberechenbar. 1958 entdeckt Chapman unter den erfolgreichen Nachwuchsfahrern ein echtes Naturtalent, den damals 22-jährigen Jim Clark.

Die Katastrophe von Hockenheim

Der sympathische, ruhige Schotte, Sohn eines Schafzüchters, wird die Risiko-Renner des "genialen Reißbrett-Hasardeurs Chapman" (Motorsport aktuell) schneller ins Ziel steuern als jeder andere – wenn sie durchhalten. Zwischen 1962 und 1968 fährt Jim Clark für Lotus 25 Grand-Prix-Triumphe und zwei Weltmeisterschaften heraus. Mit seinem letzten Sieg zur Saisoneröffnung 1968 in Südafrika übertrifft er die alte Rekordmarke seines Idols Juan Manuel Fangio. Vor dem zweiten WM-Lauf nimmt Jim Clark am 7. April 1968 an einem unbedeutenden Formel-2-Rennen auf dem Hockenheimring teil. Aus ungeklärter Ursache kommt sein Lotus auf einer Geraden ins Schleudern, rutscht mehrere hundert Meter quer zur Fahrbahn und zerschellt an einem Baum. Der unbestritten beste Rennfahrer der 1960er Jahre ist sofort tot. Es war sein erster schwerer Unfall. Weltmeister wird 1968 Clarks Teamrivale Graham Hill, den Titel als bester Konstrukteur gewinnt Colin Chapman.

Horrorjahrzehnt der Formel 1

Über die Risiken seines Berufs hat sich Jim Clark nie Illusionen gemacht. Bereits in seinem zweiten Rennen für Lotus 1960 in Spa sterben mit Chris Bristow und Alan Stacey gleich zwei Fahrer. Ein Jahr später ist Clark selbst in die bis heute schwerste Katastrophe der Formel-1-Geschichte verwickelt. In Monza kollidiert Wolfgang Graf Berghe von Tripps aus Kerpen mit dem Schotten, verliert die Kontrolle über seinen Ferrari und schleudert in die Zuschauermenge. 15 Menschen kommen ums Leben, darunter von Tripps, mehr als 60 werden verletzt.


Bis zu Clarks Unglücksfahrt in Hockenheim sterben noch fünf weitere Piloten bei Rennen oder im Training. In einem Fernseh-Interview gefragt, ob er sich über die Todesgefahr Gedanken mache, antwortet Jim Clark kurz vor seinem Tod: "Ja, manchmal - speziell wenn ich Bäume an der Strecke sehe. Wenn man da von der Strecke abkommt und dagegen knallt …"

Stand: 04.03.2011

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