Peter Suhrkamp

Stichtag

28. März 1891 - Peter Suhrkamp wird geboren

Nach väterlichem Wunsch soll Peter Suhrkamp eigentlich Bauer werden. Aber da gerät der 14-Jährige in Oldenburg eher zufällig in den Umzug einer Schiller-Feier. Aufgewühlt läuft er durch die Straßen und bleibt vor einer Buchhandlung stehen, in deren Auslage ein aufgeschlagenes Exemplar von "Kabale und Liebe" liegt.

Suhrkamp kommt mit dem Buchhändler ins Gespräch. "So fing es an", wird Suhrkamp später in seinem Text "Dank an einen Buchhändler" schreiben. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Und es ist der Beginn seiner lebenslangen Liebe zum literarischen Buchgeschäft.

Mit Brecht befreundet

Geboren wird Suhrkamp am 28. März 1891 im niedersächsischen Hatten. Schon in der Kindheit entflieht er dem bäuerlichen Milieu und lässt sich von seinem Lehrer heimlich im Geigenspiel unterrichten. 1919 beginnt er eine Tätigkeit in einem Münchner Verlag. Zu dieser Zeit trifft er im Gasthaus auf Bertolt Brecht, der vor ein paar Fuhrleuten einige Balladen vorträgt. Die Freundschaft wird später zur wichtigen Grundlage der eigenen verlegerischen Arbeit.

Zunächst versucht sich Suhrkamp auch selbst als schreibender Kritiker. Auf diese Weise wird er von Samuel Fischer als Leiter von dessen Kulturzeitschrift "Neue Rundschau" entdeckt. Bald steigt er in den Vorstand des S. Fischer Verlages auf. 1933 schützt er dessen jüdischen Gründer gleich mehrmals unter Lebensgefahr vor den heranstürmenden SS-Männern, die Fischer verhaften wollen.

Versuche kultureller Rettung

1934 stirbt Fischer. Da sein Schwiegersohn Gottfried Bermann Fischer danach über Wien in die USA emigriert, übernimmt Suhrkamp die Leitung des Verlags. Auf einer Lektorentagung in Usedom wagt er es, die Verdienste seines Vorgängers vor den Augen seiner erstarrenden Zuhörerschaft zu loben; später wehrt er sich energisch gegen die von den Nationalsozialisten geforderte Löschung des Verlagsnamens. Selbst die schließlich nicht mehr aufzuhaltende Umbenennung wandelt er als "Suhrkamp Verlag, vormals S. Fischer" in einen kühnen Versuch kultureller Rettung.

1944 wird Suhrkamp wegen seiner Aufmüpfigkeit verhaftet und ins Konzentrationslager überstellt, wo er schwer erkrankt. Auf Initiative des Bildhauers Arno Breker wird er ein Jahr später wieder entlassen.

Kein richtiger Verleger?

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhält Suhrkamp als erster Verleger eine Publikationslizenz. Dann kehrt Gottfried Bermann Fischer aus dem Exil zurück und übernimmt den S. Fischer Verlag wieder. Mit Unterstützung Hermann Hesses gelingt es Suhrkamp, seinen eigenen Verlag mit Stammsitz in Frankfurt am Main zu gründen: Von den 48 Autoren des ehemaligen S. Fischer Verlags folgen ihm 33, darunter Brecht. Auch Theodor W. Adorno und Max Frisch gehören von Anfang an zu den Säulen des neuen Suhrkamp Verlags, der sich von nun an den Ruf verdient, einer der profiliertesten deutschen Literaturverlage zu sein.

"Und wenn ich Ihnen ehrlich über mich Auskunft geben soll", gibt Suhrkamp eigensinnig und bescheiden kurz vor seinem Tod zu Protokoll, "muss ich sagen: Ich weiß heute noch nicht, ob ich ein wirklicher und richtiger Verleger bin". Er stirbt 1959 in Frankfurt am Main.

Stand: 28.03.2011

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