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Stichtag

4. Januar 2001 - "die story" wird erstmals in der ARD ausgestrahlt

Das Erzählen einer Geschichte ist die wirkungsvollste Art, jemanden Informationen zu vermitteln. Das ist die Idee der "story", einer der wichtigsten Programminnovationen des WDR Fernsehens. "Man muss zu einem Thema eine Geschichte finden, die den Zuschauer mitnimmt, ihn emotional beteiligt und die in sich den Mehrwert des Gesellschaftlichen trägt", erklärt Gert Monheim, von 2000 bis 2003 Redaktionsleiter. "Die politische Dokumentation kommt hier im Gewand einer Story daher." Und tatsächlich gelingt es, den Fernsehzuschauer für 45 Minuten am Bildschirm zu fesseln: mit Geschichten wie "Deckname Artischocke - Die geheimen Menschenversuche der CIA", der Geschichte von der Suche eines Sohnes nach der Todesursache des Vaters. Sie führt bis zu geheimen Experimenten der CIA am Menschen, an denen der Vater in den 50er Jahren beteiligt war. "Wagners Geständnis" heißt die erste "story" in der ARD am 4. Januar 2001: Sie erzählt vom SS-Schergen Hans-Georg Wagner, der erst an der Ermordung von über 100 Juden beteiligt ist und später als Jude in Venezuela untertaucht. Zuvor lief die Sendereihe bereits ein Jahr lang im WDR Fernsehen. Die Redaktion ist ressortübergreifend zusammengesetzt und produziert rund 30 neue "stories" im Jahr, davon meist zehn für die ARD.

Hartnäckig bis zum Gerichtsverfahren

Ein 45-minütiger, investigativer Dokumentarfilm braucht Zeit, die Recherchen dauern bis zu einem Jahr und länger. Und Redakteure und Autoren sind bald für ihre Hartnäckigkeit gefürchtet. Wirtschaftsbosse und Politiker, die in den  Korruptionsskandal um den Messebau in Köln verwickelt sich, versuchen die Ausstrahlung von vier Sendungen zu verhindern. Redaktionsleiter Gert Monheim: "Nach der dritten Sendung gab es neun Prozesse auf Unterlassung bestimmter Äußerungen, auch gegen die Autoren persönlich." Das "story"-Team gewinnt alle neun Verfahren.

Heilung unerwünscht

2009 ist die Sendereihe selbst in einen Skandal verwickelt. Im Oktober 2009 strahlt sie den Film "Heilung unerwünscht - Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern" des WDR-Redakteurs und Autors Klaus Martens aus. Der berichtet von einer Creme, die Linderung bei Neurodermitis verschafft, aber von der Pharmaindustrie nicht eingeführt werde. Entgegen den Behauptungen kommt die Salbe kurze Zeit später doch in den Handel und Martens veröffentlicht ein Buch zum gleichen Thema, das sich bestens verkauft. Der WDR-Rundfunkrat hat einer Programmbeschwerde gegen den Film stattgegeben: Er verstoße gegen das Gebot der journalistischen Fairness. Martens wird fristlos gekündigt, weil sich nach eingehender Prüfung erwiesen hatte, dass er falsche Angaben gegenüber dem WDR gemacht hatte.

Update: Das Landesarbeitsgericht Köln hat am 14. Dezember 2011 der Kündigungsschutzklage von Klaus Martens in zweiter Instanz stattgegeben. Der WDR hatte Herrn Martens vorgeworfen, gegen Programmgrundsätze verstoßen und falsche Angaben gegenüber dem WDR gemacht zu haben.

Aufregende Themen, gründlich recherchiert

Dennoch: Redaktion und Autoren erhalten viele wichtige nationale und internationale Journalistenpreise, darunter den Deutschen Fernsehpreis, mehrere Grimme-Preise und 2010 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis als Sonderpreis. In der Begründung der Jury heißt es, die "story" habe "beispielhaft gezeigt, wie man aufregende Themen, gründliche Recherche und filmische Qualität zu einer bei vielen Zuschauern beliebten Sendereihe verbindet."

Stand: 04.01.2011

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist in den vier Wochen nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.