Charles Trenet

Stichtag

19. Februar 2001 - Charles Trenet stirbt in Créteil

Wann Charles Trenet schwimmen gelernt hat, weiß er nicht mehr genau. Ebenfalls kann er sich nicht an den Zeitpunkt erinnern, wann er zum ersten Mal die Wellen sah. Das Meer "war einfach immer präsent in meinem Leben", wird der französische Sänger und Komponist später sagen. "So präsent, dass mir der Text leicht von der Hand ging."

"Der Text" ist ein Gedicht, das Trenet nach eigenen Angaben schon in seiner Jugend schreibt. Später wird er eine Melodie dazu komponieren. "La mer" wird zu einem der bekanntesten französischen Chansons.

Die nachgeholte Kindheit

Geboren wird Trenet 1913 in Narbonne am Mittelmeer. Der Vater ist Notar, die Mutter ist der Spross eines Weinfassfabrikanten – keine idealen Voraussetzungen also, um ein bekannter Chansonnier zu werden. Trotzdem komponiert Trenet mit sechs Jahren sein erstes Lied. Ein Jahr später trennen sich die Eltern, er selbst kommt ins Internat.

"Ich habe eine Kindheit gehabt, die nicht so war, wie ich sie mir vorgestellt habe", erinnert sich Trenet. Aber: "Mir bleibt ja noch das ganze Leben, um Kind zu sein". Fortan versucht er, sich und seinem Publikum das Leben mit Liedern wie "Douce France", "Que reste-t-il de nos amours?" oder "L'âme des poêtes" schön zu singen.

Bezeichnenderweise komponiert Trenet seinen Hit "Y a de la joie", der ihn zum Star der Music-Hall und zum Multimillionär macht, während er 1937 als Soldat den Kasernenhof fegen muss. Mit derselben Leichtigkeit fegt er die Sorgen des Alltags aus dem Weg, um das französische Savoir-vivre zu zelebrieren.

Sänger des Savoir-vivre

"Le fou chantant" ("der singende Verrückte") nennen ihn seine Landsleute - für Trenet auch ein Ehrentitel: "Sobald ich von Leuten umgeben bin, muss ich den Clown mimen. Meine Melancholie reserviere ich mir für einsame Stunden."

Charles Trenet stirbt am 19. Februar 2001 in Créteil. Mit seinen Chansons beeinflusst er Größen wie Georges Brassens, Jacques Brel oder Serge Gainsbourg. Ohne Trenet, betont Charles Aznavour, "wäre das französische Chanson nicht, was es heute ist".

Stand: 19.02.2011

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