Die Moderatoren Dieter Adler, Ernst Huberty und Addi Furler mit einem Sportschau-Schild 1967.

Stichtag

4. Juni 1961: ARD-Sportschau geht auf Sendung

Schon mal von ARD 2 gehört? Selbst Fernsehleute wissen meist nicht mehr, dass das Erste ab Juni 1961 für zwei Jahre ein eigenes zweites Programm ausgestrahlt hat – auf Frequenzen, die im April 1963 das neu gegründete ZDF übernimmt. Diese ARD-Nebenschiene nutzen WDR-Redakteure um Ernst Huberty und Adolf "Addi" Furler als Testgelände für ein völlig neues Fernseh-Format: eine regelmäßige sonntägliche TV-Arena für den Sport. Drei Tage nach dem Sendebeginn von ARD 2 geht auch die Sportschau an den Start. Mit "Berichten und Ergebnissen vom Wochenende", moderiert von einem markant gescheitelten Ernst Huberty.

Aus wenig viel machen, diese Devise gilt nicht nur für Hubertys schüttere Haarpracht. "Es war ja so bescheiden", erinnert sich der spätere "Mr. Sportschau". "Wir hatten ein schwarz-weißes Programm, ein paar Filmchen drin, der große Fußball fehlte noch." Stattdessen gibt es jede Menge Frauenhandball und Pferdesport, Radrennen, Rudern und Rhönrad-Turnen. Doch der neuartige Sportmix kommt an. Nach wenigen Wochen darf die Sportschau ins erste Programm umziehen und erhält am Sonntag um 19.30 Uhr ihren festen Sendeplatz. Die große Zuschauerresonanz erklärt der 2000 gestorbene Addi Furler mit einem einfachen Erfolgsrezept: "Die Sportschau war wie die Tagesschau: sachlich, seriös und schnell am Ball."

Mit heißer Nadel gestrickt

Pferdeexperte Furler sorgt dafür, dass Galopp- und Trabsport immer bestens im Programm vertreten ist, nicht zuletzt durch die viel beachtete Wahl des "Galopper des Jahres". Mit Einführung der Fußball-Bundesliga wechselt die Sportschau dann 1963 auf ihren Stammplatz am frühen Samstagabend. Von Motorrad-Kurieren aus den Stadien angeliefert und "mit heißer Nadel zusammengestrickt" kommen aus Köln nun topaktuelle Filmberichte von den Bundesliga-Partien in die Wohnzimmer. Wie groß ihre Fangemeinde ist, erleben die Sportschau-Macher 1971 mit Einführung des legendären "Tor des Monats". Bereits zur ersten Wahl wird die Redaktion von 120.000 Postkarten überflutet. Insassen des Kölner Gefängnisses Klingelpütz müssen den Postberg sortieren.

Randsport wieder im Rampenlicht

Seit 1982 von Heribert Faßbender ("N’abend allerseits") gesteuert, muss das erfolgsverwöhnte Sport-Flaggschiff der ARD 1988 zum ersten Mal Konkurrenz verkraften. RTL erwirbt einen Teil der Bundesliga-Übertragungsrechte und geht mit der wuseligen Fußball-Show "Anpfiff" ins Rennen. Fünf Jahre später erleidet die Sportschau-Redaktion einen noch herberen Schock: SAT 1 sichert sich die komplette Bundesliga und startet "Ran – die Fußballshow" – präsentiert vom WDR-Gewächs Reinhold Beckmann.

"Fürchterlich. Das war der Verlust des Herzens", kommentiert Ernst Huberty den Beginn der bislang schwersten Zeit für die ARD-Sportschau. Deren Kamerateams eilen nun für einige Jahre wieder zu Turniertanz, Feldhockey und Tischtennis, von der Bundesliga sind nur Standfotos und Ergebnistafeln gestattet. Erst zur Saison 2003/04 kehrt König Fußball dorthin zurück, wohin er nach Meinung vieler Fans immer gehört hat: in die ARD-Sportschau.

Stand: 04.06.2011

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Juni 2011 ebenfalls an die erste Ausgabe der ARD-"Sportschau". Auch das "ZeitZeichen" gibt es einen Monat lang als Podcast.