Stichtag

08. Oktober 2010 - Vor 200 Jahren: James Wilson Marshall wird geboren

"The Golden State" nennt sich Kalifornien stolz und das – zumindest historisch gesehen – zu Recht. Denn dem Gold verdankt das Land im Westen der Vereinigten Staaten seine Aufnahme als 31. Bundesstaat. Erst 1848, nach dem Krieg gegen Mexiko, wird Kalifornien im Vertrag von Guadalupe Hidalgo den USA zugeschlagen. Noch aber ist das unerschlossene Gebiet entlang der Pazifikküste zu dünn besiedelt, um als Bundesstaat Anerkennung zu finden. Innerhalb von nur zwei Jahren jedoch nimmt die Bevölkerung springflutartig zu. Allein in San Francisco, damals nicht mehr als eine Ansammlung von Bretterbuden, schnellt die Zahl der Einwohner bis 1849 von 1.000 auf 25.000. Auslöser dieser Bevölkerungsexplosion ist das Gold - und ein Zimmermann, der am 8. Oktober 1810 in New Jersey geboren wird: James Wilson Marshall.

Sensationsfund an Sutters Mühle

Im Jahr 1848 steht Marshall in Diensten des gebürtigen Schweizers Johann August Sutter, der sich in der Einöde Kaliforniens mit Landwirtschaft, Viehzucht und Holzhandel ein florierendes Imperium geschaffen hat. An einem Januarmorgen schickt ihn Sutter ins Coloma-Tal, um an einem Seitenarm des American River den Bau einer Sägemühle voranzubringen. Doch die heute als "Sutter’s Mill" berühmte Mühle wird nie in Betrieb gehen. Als Marshall mit seinen Leuten den Fluss erreicht, entdeckt er knapp unter der Wasseroberfläche auf einem Stein einige kleine, mysteriöse Klumpen. Wie elektrisiert überprüft er die "Nuggets": Tatsächlich: Gold! In einem viertägigen Gewaltritt kehrt Marshall zu Sutters Fort zurück und präsentiert seinem Boss den sensationellen Fund. Der "Kaiser von Kalifornien", wie Sutter genannt wird, ist alles andere als begeistert. Er ahnt sofort, was auf ihn und sein Land zukommt.

Ein Land im Fieberwahn

Vergeblich bittet Sutter seinen Zimmermann, den Goldfund geheim zu halten - umsonst. Als einer der Arbeiter seinen Schnaps mit Goldstaub bezahlt, fliegt die Nachricht vom Gold an Sutters Mühle nur so über das Land. Tausende lassen alles stehen und liegen und stürmen an den American River. In Windeseile erreicht die Nachricht die Ostküste und versetzt die ganzen USA in einen fieberhaften Goldrausch. Der scheinbar sichere, schnelle Reichtum treibt die Menschen aus allen Richtungen nach Kalifornien. Nach einer beschwerlichen Reise per Schiff bis San Francisco oder mit dem Planwagen durch die Prärie stehen sie wochenlang, monatelang im eiskalten Fluss und waschen den Goldstaub aus dem Wasser. Einige Wenige haben Glück und entdecken Gold-Nuggets von beeindruckender Größe, doch die allermeisten "Digger" gehen leer aus oder finden weniger, als sie Ausrüstung und Lebensunterhalt kosten. Nach sechs Jahren ist der Spuk des Kalifornischen Goldrausches vorbei. Das große Geschäft haben allein Händler und Spekulanten gemacht.Unter den Unglücklichen ist auch James W. Marschall, der Urheber des Goldfiebers. Immer wieder zieht er los, lässt schließlich fanatisch ganze Trupps für sich nach dem Gold suchen und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Völlig verarmt, alkoholsüchtig und halb um den Verstand gebracht, stirbt er 1885. Kalifornien immerhin errichtet ihm ein Denkmal, denn ohne James W. Marshalls Entdeckung hätte es den 31. Staat der USA so schnell nicht gegeben.

Stand: 08.10.10