Stichtag

27. März 2010 - Vor 165 Jahren: Wilhelm Conrad Röntgen wird geboren

Im November 1895 sitzt Wilhelm Conrad Röntgen in seinem Labor am Physikalischen Institut der Universität von Würzburg, um sich der Erforschung der Kathodenstrahlung zu widmen. Es ist später Nachmittag, die Fenster sind verdunkelt. Vor ihm steht eine Glasröhre, die blaues Licht ausstrahlt. Plötzlich fallen dem Forscher fluoreszierende Kristalle auf dem Labortisch auf. Röntgen vermutet, dass das Röhrenlicht für das Strahlen verantwortlich ist, aber er will sicher gehen. Er deckt die Röhre ab und traut seinen Augen nicht. Die Kristalle leuchten aus sich heraus genauso hell wie vorher: ein Phänomen, das sich nach dem damaligen Kenntnisstand der Physik nicht erklären lässt.

Ende des 19. Jahrhunderts arbeiten viele Physiker mit einem ähnlichen Experimentalaufbau. Aber keinem ist das Phänomen bisher aufgefallen. Röntgen stellt weitere Forschungen mit den Strahlen an, die er wegen ihrer geheimnisvollen Kraft "X-Strahlen" nennt. "Sie durchdringen Papier, Holz und Tuch mit Leichtigkeit", fällt ihm auf,  "und unterhalb gewisser Grenzen spielt die Dicke der Substanz keine Rolle". Später wird die Wissenschaft die Strahlen nach ihrem Entdecker "Röntgenstrahlen" nennen. Heute sind sie aus der Medizin oder der Flugüberwachung kaum mehr wegzudenken.
Röntgen wird am 27. März 1845 als Sohn eines Tuchfabrikanten in Remscheid-Lennep geboren. 1864 beginnt er an der ETH Zürich zu studieren und promoviert fünf Jahre später mit "Studien über Gase". 1875 wird er in Stuttgart Professor. Für seine Entdeckung der Röntgenstrahlen erhält er 1901 den ersten Nobelpreis für Physik. Viel Wert auf den Ruhm legt er allerdings nicht: Einen mit einem Orden verbundenen Adelstitel lehnt er ab. Die Röntgenstrahlen hingegen tragen seinen Namen bis in den letzten Winkel der Erde. Dabei kommt in den frühen Röntgenlaboratorien, in denen man die Strahlung aus Unwissenheit hochdosiert einsetzt - bei Hochspannungen bis zu 100.000 Volt - mancher Arzt im Blitzgewitter oder wegen der Spätfolgen der Bestrahlung zu Tode.

Röntgen stirbt 1923 in München an Darmkrebs. Ab den 1930er Jahren tauchen in Schuhgeschäften Röntgenapparate auf, die den Kunden zeigen sollen, ob ihre neuen Schuhe wirklich passen. In Deutschland sind sie bis Anfang der 70er Jahre in Betrieb und werden erst 1976 verboten.

Stand: 27.03.10