Stichtag

31. Dezember 2010 - Vor 1.675 Jahren: Tod von Papst Silvester I.

Päpste haben Weltgeschichte geschrieben: Gregor VII. etwa, der Kaiser Heinrich IV. in den Bann schlägt und dann im Schnee vor Canossa um Vergebung betteln lässt. Oder Alexander VI. und seine unseligen Renaissance-Nachfolger, die die Kirchenspaltung durch Luthers Reformation verursachen. Oder Johannes Paul II., der weit gereiste erste Papst aus Polen, für dessen Heiligsprechung sich Gläubige in aller Welt einsetzen. Die meisten der 264 Vorgänger von Benedikt XVI. aber sind nur noch Kirchenhistorikern ein Begriff. Auch Papst Silvester I. wäre längst im Dunkel der Geschichte versunken, hätte nicht 1.250 Jahre  nach seinem Tod ein Amtsbruder die Zeitrechnung reformiert.

Die Legende der Konstantinischen Schenkung

Silvester I. wird 314 zum Bischof von Rom und damit zum Papst geweiht. Seine Amtszeit steht aber ganz im Schatten des ersten christlichen Kaisers, Konstantin des Großen. Um Silvesters Pontifikat gegenüber der kaiserlichen Macht aufzuwerten, erfinden die vatikanischen Geschichtsschreiber Jahrhunderte später eine frommen Legende: Sie schreiben Silvester die Bekehrung Konstantins zum rechten Glauben und damit das Verdienst der Christianisierung des römischen Imperiums zu.
Zum Dank soll Silvester I. die Urkunde über die so genannte Konstantinische Schenkung erhalten haben, die den Päpsten weltliche Macht und Landbesitz zugesteht. Diese Urkunde dient im 8. Jahrhundert als rechtliche Grundlage zur Begründung des Patrimonium Petri, des Kirchenstaates, der bis 1870 Bestand hat. Doch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte selbst der Vatikan einräumen müssen, dass die seit Langem von Theologen vorgebrachten Zweifel an der Echtheit der Urkunde berechtigt sind und die Konstantinischen Schenkung eine Fälschung ist.

Nachruhm per Kalenderglück

Dass Silvester als Namensgeber des Jahreswechsels trotzdem unsterblich wird, verdankt er ausgerechnet seinem Todestag im Jahr 335 – und der Kalenderreform von Gregor XIII. 1582 verkündet dieser Papst eine neue Zeitrechnung, die den überholten Julianischen Kalender ablöst und den 1. Januar einheitlich als Jahresbeginn festlegt. So fällt Silvesters überliefertes Sterbedatum nach dem heute weltweit gültigen Gregorianischen Kalender zufällig auf den letzten Tag des Jahres, den 31. Dezember. Ein persönliches Verdienst des durch eine Fälschung erhöhten Papstes gilt allerdings als unbestritten: Silvester I. ließ die erste Peterskirche über dem Grab des Märtyrer-Apostels in Rom errichten.

Stand: 31.12.10