Stichtag

30. Juli 2010 - Vor 250 Jahren: Hinrichtung von Johann Friedrich Schwan

Ohne Friedrich Schiller würde heute keiner mehr den Räuberhauptmann Johann Friedrich Schwan kennen, obwohl er im 18. Jahrhundert mit seiner Bande ganze Regionen von Württemberg in Angst und Schrecken versetzte. 1786 veröffentlicht der Dichter Schiller einen Kriminalbericht, "Der Verbrecher aus verlorener Ehre". Vorbild für die Hauptfigur ist der Dieb, Mörder und Räuberhauptmann Schwan, der 26 Jahre zuvor hingerichtet wurde. Am 30. Juli 1760, am Vormittag zwischen neun und elf Uhr stirbt Schwan einen qualvollen Tod: Er wird bei lebendigem Leib gerädert. Dabei brechen zunächst die Gliedmaßen, dann durch die Stöße auch der Hals. Die drakonische Strafe ist damals nicht ungewöhnlich. Im 18. Jahrhundert werden Raub, Diebstahl und Gewaltanwendung noch mit dem Tod geahndet .

Räuber aus verlorener Ehre?

In Schillers Bericht ist Schwan ein Mensch, der aus Not und Armut zum Wilddieb wird. Nach der Festnahme erhält er eine unverhältnismäßig lange Haftstrafe. Wieder aus dem Zuchthaus entlassen, schwört er in Schillers Version Rache, wird bald zum Mörder und Anführer eine Räuberbande. Schillers Informationen stammen von seinem Lehrer an der Carlsschule in Stuttgart, Jacob Friedrich Abel. Dessen Vater hatte den echten Schwan damals verhört. Abel beschreibt Schwan als weniger ehrenhaft.

"Zehnmal schlimmer" aus dem Gefängnis wiedergekehrt

Geboren wird Schwan 1729 in Ebersbach, einem Dorf in Württemberg. Seine Eltern betreiben eine gut gehende Gastwirtschaft, deswegen wird Schwan später der "Sonnenwirt" genannt. Er ist unangepasst, begeht kleine Einbrüche, bedroht Bürger mit der Waffe. Seinem Vater stiehlt er angeblich 430 Gulden, ungefähr 40 Mal so viel, wie damals ein Dienstmädchen im Jahr verdiente. Abel berichtet in seiner "Lebensgeschichte Friedrich Schwahns": "Er war kaum acht Jahre alt, so jagte er den Nachbarn zum Scherz die Hühner fort, schlug ihnen aus guter Laune die Gänse todt." Seine Mitbürger beschreiben ihn als Mann voller "Rachsucht, Stolz und Wollust". Der von ihm gehasste Vater verstößt seinen Sohn, die Dorfgemeinschaft empfindet Schwan als Störenfried, klagt ihn an, er landet jung im Zuchthaus. Doch er kehrt ungebessert, "zehnmal schlimmer" ins Dorf zurück, so Abel. Nun beginnt seine endgültige Karriere als Räuber. Mit verschiedenen Banden begeht er jahrelang Einbrüche, Diebstähle und Gewaltverbrechen: Sie berauben Marktfrauen auf dem Nachhauseweg, Wirte in ihren Gasthäusern und Schultheiße in den Amtsstuben. Bis Schwan im Alter von 31 Jahren hingerichtet wird. Vorher hatte er die Namen all seiner Gefährten und ihre Taten preisgegeben.

Stand: 30.07.10