Max Schmeling Sieg ueber Joe Louis 1936

Stichtag

2. Februar 2005 - Box-Weltmeister Max Schmeling stirbt

Millionen Deutsche sitzen am 19. Juni 1936 gebannt an den Radioempfängern, es ist drei Uhr morgens. Sie verfolgen die Liveübertragung von einem Boxkampf im New Yorker Yankeestadion: Joe Louis gegen Max Schmeling. "I have seen something" – "Ich habe da etwas gesehen", hatte Max Schmeling kurz vor dem Kampf behauptet. Jedes Mal, wenn Louis seine kurzen, gefährlichen Haken schlägt, lässt er im Anschluss daran den linken Arm fallen. Schmeling nutzt die Chance und landet in der zwölften Runde eine seiner starken Rechten. Joe Louis, der kurz vor der Weltmeisterschaft steht und als unbesiegbar gilt, geht k.o. Eine Sensation in der Boxwelt: Die Wetten standen zehn zu eins für Joe Louis.

"Nehmen Sie zu Ihrem großartigen Erfolg meinen herzlichen Glückwunsch entgegen", telegrafiert Adolf Hitler. Und Joseph Goebbels schreibt: "Ihr Sieg ist ein deutscher Sieg. Wir sind stolz auf Sie." Mit 31 Jahren war Schmeling relativ alt, bis zum Sieg gegen Louis hatten die Nazionalsozialisten ihm nicht viel zugetraut. Jetzt nutzen sie ihn für ihre Propaganda: Der schwarze Amerikaner, der den demokratischen Westen repräsentiert, wurde geschlagen von Max Schmeling, dem weißen arischen Boxer. Sechs Wochen vor den Olympischen Spielen in Berlin bauen die Nazis ihn zum deutschen Vorzeigesportler auf.

Doch Max Schmeling versteht sich Zeit seines Lebens als unpolitischer Sportler, der nie einer Partei angehört. Er kommt am 28. September 1905 in Klein-Luckow in der Uckermark zur Welt, als Sohn einer Bauerstochter und eines Bootsmannes. Nach einer Ausbildung zum Anzeigenkaufmann in Hamburg bringt er es beim Mühlheimer Box-Club in Köln bereits zum deutschen Vizemeister im Halbschwergewicht. Schließlich erreicht er Berlin – und ist fest davon überzeugt, das Zeug zum internationalen Profiboxer zu haben. Schon sechs Wochen nach seiner Ankunft sichert er sich den deutschen Meistertitel und wenig später den Europameistertitel im Halbschwergewicht. Plötzlich ist er der Liebling der Berliner Intellektuellenszene: Emil Jannings, Conrad Veidt, Kurt Tucholsky – sie alle sitzen in seinen Boxkämpfen. Allein 1927 erzielt Schmeling 15 Siege in 15 Kämpfen: Er kämpft dabei nicht spektakulär; er ist ein kluger, berechnender Boxer, der kein Risiko eingeht.

Zwei Jahre nach dem ersten Kampf steht Schmeling 1938 Joe Louis wieder gegenüber: Nach nur 124 Sekunden geht er zu Boden, Schmelings Boxkarriere ist mit der Niederlage am Ende. 1948 gibt er den Box-Sport offiziell auf. Die Bilanz: 56 Siege in 70 Profikämpfen. Schmeling kauft ein Gut in Wenzendorf bei Hamburg und beschäftigt als Geschäftsmann bald 300 Angestellte. Er betreibt eine Nerz- und eine Tabakfarm und erhält wegen seiner guten Kontakte in die USA die Lizenz, in Deutschland Coca-Cola abzufüllen. Kurz vor seinem 100. Geburtstag stirbt Max Schmeling am 2. Februar 2005 in Wenzendorf – er hat vom Kaiserreich, über die Weimarer Republik, den Zweiten Weltkrieg, die Wirtschaftswunderzeit bis zu Mauerfall und Wiedervereinigung die gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts erlebt.

Stand: 02.02.10