Stichtag

12. August 2010 - Vor 35 Jahren: Werner Rittberger stirbt in Krefeld

Sie können Schlittschuh laufen? Auch rückwärts im Kreis? Dann bloß noch mit dem linken Bein Schwung holen, mit dem rechten Fuß abspringen, einmal um sich selbst drehen und auf dem rechten Fuß wieder aufkommen. So geht der Sprung, der nach Werner Rittberger benannt ist, dem erfolgreichsten deutschen Eiskunstläufer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Elf Mal wurde er zwischen 1911 und 1928 Deutscher Meister, dazu mehrmals Vize-Welt- und Vize-Europameister.Entstanden ist der Sprung 1909 im Eispalast in Berlin: Rittberger dreht zu Operetten-Melodien seine Figuren, als plötzlich die Pauke geschlagen wird und Rittberger spontan abspringt. "Er bewegte sich zur Musik, und auf einmal hob er ab, sagte er, und hat den Sprung aus dem Hut gezaubert", erzählt seine spätere Schülerin Ruth Hütter. Das Publikum tobt, der "Rittberger" ist geboren. "Er selbst konnte ihn bis zum Ende seines Lebens nur einfach", erinnert sich Hütter. Mittlerweile gehört der mehrfache "Rittberger" wie "Axel", "Lutz" und "Flip" zum Standardprogramm für Eiskunstläufer.

Teilnehmer beider Weltkriege

Über Werner Rittberger ist wenig Persönliches bekannt. Geboren wird er am 13. (nach anderen Quellen am 14.) Juli 1891 in Berlin. Dort beginnt er seine Eiskunstlauf-Karriere. In beiden Weltkriegen ist er bei der Luftwaffe: Im ersten fliegt er als Pilot Einsätze, im zweiten ist er Kommandant eines Flugplatzes in Afrika. Nach Kriegsende geht Rittberger nach Krefeld. Dort steht eine der wenigen wiedereröffneten Eishallen, die Spitzensportler aus ganz Deutschland anlockt. Nebenberuflich trainiert Rittberger die späteren Olympiasieger Ria Baran und Paul Falk sowie Ina Bauer, die Deutsche Meisterin wird. Den Nachwuchs unterrichtet er zwischen seinen Reisen als Handelsvertreter.

"Eislaufen ist leicht und einfach"

Als Trainer ist Rittberger pedantisch, wie sich Ruth Hütter erinnert, die mit ihm als Ko-Trainerin gearbeitet hat: "Beugen und Strecken. Das konnte er den jungen Dingern stundenlang predigen. Und die wollten doch nur springen!" In seinem 1955 erschienenen Lehrbüchlein schreibt Rittberger: "Ich darf aufgrund meiner langen Erfahrungen versichern, dass Eislaufen ganz leicht und einfach ist, vorausgesetzt, dass richtig gelaufen wird." Nach gut 15 Jahren als Trainer geht er Anfang der 1960er Jahre in den Ruhestand. Rittberger stirbt am 12. August 1975 in Krefeld.

Stand: 12.08.10