Stichtag

24. Mai 2010 - Vor 80 Jahren: Serienmörder Peter Kürten gefasst

Von Februar 1929 bis Mitte des Jahres 1930 hält ein Serienmörder die Stadt Düsseldorf in Atem. Sieben Frauen und Mädchen sowie ein Mann überleben die Begegnung mit ihm nicht. Das erste Opfer, ein neunjähriges Mädchen, stirbt im Februar 1929, das letzte im November 1929. Eine Fünfjährige wird mehrfach vergewaltigt und dann erstochen. Der Täter muss von ihrem Blut getrunken haben, denn die Polizei findet Spuren davon in einer Lache Erbrochenem am Tatort. Monatelang hat die Kriminalpolizei keine Spur, die zum Täter führt. Zahllose Menschen bezichtigen sich selbst der Taten oder beschuldigen Unschuldige. Frauen wagen sich nicht mehr auf die Straße, Männer verkleiden sich als Frauen und hoffen so, den Täter anzulocken und zu überführen. Polizei und Zeitungen gehen unter in einer Flut von Hinweisen aus der Bevölkerung. Auf die Ergreifung des Mörders sind 7.000 Reichsmark ausgesetzt. Zum Vergleich: Ein Metallarbeiter verdient damals 54 Reichsmark die Woche - brutto.

Blut der Opfer getrunken?

Erst im Mai 1930 entkommt dem Serienmörder eine junge Frau; die Polizei nimmt ihn am 24. Mai 1930 endlich fest: Peter Kürten, ein äußerlich unauffälliger Mann Ende 40. Seine eigene Ehefrau verhilft den Beamten zur Festnahme. Bei der Verhaftung soll Kürten gesagt haben: "Ihr habt aber lange gebraucht." Bei der Vernehmung tritt er eitel und selbstgefällig auf: Ausführlich schildert er den Beamten, wie ihn die Morde sexuell befriedigten. Zwischen den Taten habe er angeblich Schwanenküken aufgeschlitzt und deren Blut getrunken, um seine Mordlust zu stillen. Über das Blut des Mädchens sagt er: "Ich wollte es probieren, aber es hat nicht geschmeckt." Zeitungen und Bürger nennen ihn daraufhin den "Vampir von Düsseldorf".

Kürten zum Tod verurteilt

Kürten, geboren am 26. Mai 1883 in Köln-Mülheim, stammt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Zum Zeitpunkt der Verhaftung hat er bereits 27 Jahre seines Lebens in Gefängnissen verbracht: wegen Brandstiftung, Diebstahls, Gewaltdelikten. Im Mordprozess zeigt er keine Reue, er genießt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Sein Schlusswort hält niemand für glaubwürdig: "Die von mir begangenen Taten sind nach meiner jetzigen Erkenntnis so scheußlich, dass ich nicht den Versuch machen will, sie in irgendeiner Weise zu entschuldigen." Das Düsseldorfer Schwurgericht verurteilt Kürten zum Tode: Neun Morde und sieben Mordversuche hat er gestanden. Er wird am 2. Juli 1931 mit dem Fallbeil hingerichtet. Noch im gleichen Jahr dreht Fritz Lang den Krimiklassiker "M - eine Stadt sucht einen Mörder", der teilweise auf dem Fall Kürten basiert.

Stand: 24.05.10