Stichtag

03. November 2010 - Vor 65 Jahren: Gerd Müller wird geboren

"Hauptsache der Ball ist hinter der Linie, egal wie!", heißt die Devise von Fußballer Gerd Müller, dem erfolgreichsten deutschen Torjäger aller Zeiten. Er macht seine Tore im Stehen, Sitzen, Fallen und Liegen - mit Fuß, Kopf, Oberschenkel, Knie, Bauch und Po. In 427 Bundesliga-Spielen erzielt der Mittelstürmer 365 Tore - und 68 Tore in 62 Länderspielen. "Der Gerd war ein Phänomen", sagt sein Freund und Weggefährte Franz Beckenbauer rückblickend. "Er war der typische Strafraum-Spieler." Müller ist für seine schnellen, kurzen Drehungen und seine Aktionen auf engstem Raum bekannt. Auch bei seinem wohl wichtigsten Tor dreht er sich um die eigene Achse und erzielt im WM-Finale 1974 den Siegtreffer zum 2:1 gegen die Niederlande.

"Kleines dickes Müller"

Seine Fußballer-Karriere beginnt der am 3. November 1945 im nordschwäbischen Nördlingen geborene Müller im Alter von neun Jahren. Er spielt für den TSV Nördlingen in der Schüler- und Jugendmannschaft, schließlich auch in der ersten Mannschaft. 1964 wechselt Müller zum damaligen Zweitligisten FC Bayern. Auch der TSV 1860 München ist an ihm interessiert, doch die Bayern sind schneller und engagieren den gelernten Weber für ein paar hundert Mark brutto im Monat. Bayern-Trainer Zlatko "Tschik" Čajkovski ist allerdings zunächst nicht begeistert und gibt ihm den Spitznamen "kleines dickes Müller". Der gedrungene Bayer mit den kräftigen Oberschenkeln lässt sich dadurch aber nicht irritieren. "Gerd hat nichts lieber gemacht im Training, als Tore schießen zu üben", erinnert sich Dettmar Cramer, später ebenfalls Bayern-Trainer. "Oft stundenlang in Wind und Wetter, Eis und Schnee, im tiefen Schlamm." Müller gibt sich hingegen bescheiden: "Ich habe bei Bayern immer in einer guten Mannschaft gespielt, von daher kommen auch die Tore."

Entziehungskur und neue Hüftgelenke

Zum Abschluss seiner Laufbahn geht Müller 1979 in die USA: nach Florida zu den Fort Lauderdale Strikers. Ein paar Jahre später kehrt er aus Heimweh zurück nach München - mit Frau und Tochter, aber ohne Beschäftigung und Perspektive. Er wird alkoholkrank. Seine alten Freunde vom FC Bayern kümmern sich um ihn: Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß besorgen Müller eine Wohnung und organisieren eine Entziehungskur - mit Erfolg. Ohne die Hilfe seiner Freunde hätte er es nicht geschafft, sagt Müller später. Ohne sie wäre er auch nicht zum FC Bayern zurückgekommen: Müller bekommt 1992 einen Job als Torwart-Trainer. Heute ist er Assistenztrainer der zweiten Mannschaft. Sein Vertrag läuft noch bis 2011 und sein Chef Hermann Gerland kann ihn gut gebrauchen: "Er geht sensationell mit den Jungs um." Nur wie man Tore schießt, kann Müller ihnen nicht mehr zeigen: Der ehemalige "Bomber der Nation" hat zwei künstliche Hüftgelenke und schon vor Jahren mit dem Fußballspielen aufgehört.

Stand: 03.11.10