Stichtag

28. Mai 2010 - Vor 180 Jahren: Indianer-Umsiedlungsgesetz unterzeichnet

"Go West" heißt der Schlachtruf der Siedler in Nordamerika. Im Westen gibt es Land und Gold. Die amerikanische Urbevölkerung, die östlich des Mississippi lebt, ist deshalb den weißen Politikern schon lange ein Dorn im Auge. "Unmittelbare Ziele sind die völlige Zerstörung und Verwüstung ihrer Siedlungen", sagt bereits der erste US-Präsident, George Washington. Auch Jahre später noch hetzt sein sechster Amtsnachfolger, US-Präsident Andrew Jackson: "Macht Feuer unter ihren Füßen! Wenn es heiß genug ist, werden sie schon gehen." Der Mitbegründer der Demokratischen Partei und bekennende Indianer-Hasser macht die Umsiedlung im Präsidentschaftswahlkampf 1828 zu seinem rassistischen Hauptthema: "Da sie nun mitten unter den Angehörigen einer überlegenen Rasse weilen, [...] müssen sie zwangsläufig der Macht der Umstände weichen und bald verschwinden."

Entrechtung per Gesetz

Jackson setzt seine Drohung um: Am 28. Mai 1830 unterzeichnet der Präsident den sogenannten Indian Removal Act, das Indianer-Umsiedlungsgesetz. Indianer dürfen damit gegen ihren Willen in Reservate in den Westen deportiert werden: die Cherokee aus Georgia, die Creek aus Alabama, die Chickasaw aus Tennessee und Kentucky, die Chacktaw aus Mississippi und die Seminole aus Florida. Die Indianer im Südosten der USA wohnen nicht in Tipis, sondern in Stein- und Fachwerkhäusern, sie leben vom Ackerbau und viele besitzen weitläufige Plantagen. Bundesstaaten wie Tennessee und Georgia laden ihre Bürger ganz offiziell zu Plünderungen ein.

Bruch der Verfassung

Doch die Entrechtung und Vertreibung der Ureinwohner ist nicht legal. Die Cherokee ziehen vor Gericht - und bekommen Recht: Das Gesetz ist verfassungswidrig. "Die Nation der Cherokee ist eine eigene Gemeinschaft mit eigenem Territorium, dass die Bürger von Georgia nur mit Zustimmung der Cherokee selbst oder in Übereinstimmung mit Verträgen und Gesetzen des Kongresses betreten dürfen", bescheinigt ihnen der oberste Richter der Vereinigten Staaten, John Marschall. Der Kommentar von Präsident Jackson ist knapp und zynisch: "Richter John Marschall hat entschieden - nun lasst ihn das durchsetzen." Der juristische Sieg der Indianer wird nicht respektiert.

"Pfad der Tränen"

Einige Stämme beschließen, um ihr Land zu kämpfen. Drei Kriege enden für die Indianer mit hohen Verlusten. Andere Stämme verhandeln. Auch das hilft ihnen nicht. Die Indianer werden aus ihren Häusern geholt, zusammen getrieben und im Camps gebracht, wo sie oft monatelang vor sich hin vegetieren. Krankheiten grassieren. Dann folgt die Vertreibung: der "Trail of Tears" ("Pfad der Tränen"). Insgesamt werden rund 100.000 amerikanische Ureinwohner entwurzelt und zwangsumgesiedelt. Zwischen 14.000 und 23.000 sterben auf dem Weg oder schon zuvor in den Lagern.

Stand: 28.05.10