Porträt des Industriellen Gustav Kurpp von Bohlen und Halbach

Stichtag

07. August 2010 - Vor 140 Jahren: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach geboren

Sie ist 20 Jahre alt, wohlerzogen und Alleinerbin von einem der bedeutendsten Industriekonzerne Europas: Bertha Krupp. Im Frühjahr 1906 fährt sie nach Italien. In Rom wird ihr ein hochrangiger Diplomat des Deutschen Reiches beim Vatikan vorgestellt: Gustav von Bohlen und Halbach. Er ist Jurist, 36 Jahre alt und Sohn eines badischen Ministerpräsidenten. Zwei Monate nach der ersten Begegnung der beiden schreibt Margarethe Krupp an ihren zukünftigen Schwiegersohn: "Es ist mir eine besondere Freude, Ihnen zu sagen, dass ich Ihnen nun ohne jeden Rückhalt Ihrer Werbung um meine Tochter Bertha zustimme." Auch Kaiser Wilhelm II. ist an dieser Verbindung interessiert, ihm geht es um die Zukunft des wichtigsten Rüstungsbetriebes des Reiches. Er erscheint persönlich bei der Heirat im Oktober 1906 und gibt per Dekret die Erlaubnis, dass der Bräutigam fortan den Zusatz Krupp seinem Namen voranstellen darf, um die Firmenbezeichnung zu erhalten.

Kumpanei mit den Machthabern

Der am 7. August 1870 in Den Haag geborene Gustav Krupp von Bohlen und Halbach steht nun für die vierte Generation des Essener Unternehmens. Sein Wunsch, von der Familie nicht nur respektiert, sondern auch aufgenommen zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen. Er stürzt sich mit einem hoch disziplinierten Tagesablauf in die Arbeit: "Er war berüchtigt für ein Leben nach der Uhr", sagt der Bochumer Historiker Professor Klaus Tenfelde. "Und das muss manchmal unerträglich und auch unpersönlich gewesen sein." Eine Tradition setzt Gustav Krupp meisterhaft fort: die enge Anbindung der Firma an die Machthaber des Reiches - egal, ob es sich dabei um den Kaiser, die Reichskanzler der Weimarer Republik oder die Nazis handelt. Adolf Hitler ernennt Krupp 1937 zum Wehrwirtschaftsführer und überreicht drei Jahre später dem "Führer der größten deutschen Waffenschmiede" persönlich das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP. Die Alliierten schreiben auf die Bomben, die sie im Zweiten Weltkrieg über Essen abwerfen: "For Mr. Krupp".

In Nürnberg angeklagt

Nach Kriegsende wird Gustav Krupp in der Kategorie Hauptkriegsverbrecher angeklagt. Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit lauten die Vorwürfe. Mindestens 100.000 Zwangsarbeiter hatte das Unternehmen während des Krieges eingesetzt. Dem Prozess 1947 entgeht er durch einen Schlaganfall, den er in der Haft erleidet. So muss stellvertretend sein Sohn Alfried auf die Anklagebank. Er war seit 1934 für die Rüstungsabteilung verantwortlich und hatte 1943 die Leitung des Gesamtunternehmens übernommen. Gustav Krupp stirbt am 16. Januar 1950 auf seinem Gut in Blühnbach in Österreich als "echter Krupp". Schwiegermutter Margarethe hatte ihm schon Jahrzehnte zuvor bescheinigt: "Du hast meine schönsten Hoffnungen übertroffen, indem Du Dich nicht nur mit größtem Eifer und Pflichttreue Deiner schweren Aufgabe gewidmet, sondern ihr auch mit so schönem Erfolg gerecht geworden bist."

Stand: 07.08.10