Der Schulmädchen-Report

Stichtag

23. Oktober 2010 - Vor 40 Jahren: Filmpremiere von "Schulmädchen-Report Teil 1"

In "Schulmädchen-Report Teil 2" hält sich die Schulklasse eines Mädchenpensionats den Physiklehrer als willfähriges Sexobjekt. Schließlich erpressen sie ihn mit intimen Fotos und treiben ihn in den Tod.

So ähnlich verläuft die Handlung in allen "Schulmädchen-Reports": Sehr junge, miniberockte Mädchen verführen deutlich ältere Lehrer, Busfahrer, Polizisten und Milchmänner. Die Gratwanderung irritiert bis heute: Die Frauen sind emanzipiert und selbstbestimmt. Gleichzeitig sind sie allzeit zum Sex bereit und erfüllen so vor allem eine Altmännerphantasie.

Die "Schulmädchen-Reports" werden schnell in zwei bis drei Wochen gedreht, die Dialoge sind platt, die Laiendarsteller agieren hölzern - aber der vermeintliche Blick in das unbekannte Sexleben junger Menschen lockt über die Jahre 100 Millionen Zuschauer ins Kino. Vor allem ältere Männer, die ihr Gesicht verstohlen im Kragen verstecken. Schon die ersten drei Teile sind so erfolgreich, dass bis 1980 insgesamt 13 Folgen entstehen, von Teil 1 "Was Eltern nicht für möglich halten" bis Teil 13 "Vergiß’ beim Sex die Liebe nicht".

150 schöne unbekannte Laiendarstellerinnen

Produzent Wolf C. Hartwig hat mit der Verfilmung des Sachbuches "Schulmädchen-Report" eine Goldgrube aufgetan: "Ich habe genau im richtigen Moment diese Nische besetzt, und zwar nachdem Oswald Kolle für die sexuelle Freiheit gekämpft hat. Mit den Reports bin ich über Nacht ein reicher Mann geworden." Die Produktion aller Filme kostete geschätzt sechs Millionen D-Mark, eingespielt haben sie 500 Millionen.

Der Erfolg der Reihe beruht vor allem auf den schönen Körpern von rund 150 jungen, meist völlig unbekannten Mädchen, die Hartwig und sein Team oft in Kaufhäusern rekrutierten. "Unglaublich, wie viele schöne Verkäuferinnen es gibt", kommentierte Hartwigs Produktionsleiter Ludwig Spitaler 1980. Statt 300 D-Mark Verkäuferinnensalär im Monat, erhielten sie als "Schulmädchen" 500 D-Mark am Tag.

Einige wenige Darsteller schafften den Sprung vom Set der Filme ins ernste Schauspielfach. Spätere Prominente wie Jutta Speidel, Ingrid Steeger, Heiner Lauterbach, Konstantin Wecker und Sascha Hehn haben bei Hartwig und seinen Reports (er produzierte auch Ableger wie den "Hausfrauen-Report" und den "Krankenschwestern-Report") ihre Karriere begonnen. Sie waren damals mit grotesken Drehbuchszenen wie diesen konfrontiert: "Ich habe Unzucht getrieben, Herr Pfarrer. Geküsst habe ich ihn auf den Bauch. Dann wurde sein Ding ganz groß. Das habe ich dann auch geküsst." Oder: "Wie heißt du eigentlich? Hannelore. Gefällt dir der Name? Nicht so sehr wie dein Busen!"

Null Erotik bei den Dreharbeiten

Dabei liefen die Dreharbeiten geradezu steril ab. Schauspieler Claus Obalski erinnert sich: "Es sind lagenweise Kleenex zwischen die Geschlechtsorgane gelegt worden, da war null Erotik. Und tatsächlich haben sie einem armen Kerl das Ding mit einem Pflaster an den Bauch gepappt, man hat die Genitalien ja nicht sehen dürfen." Hartwig achtete stets darauf, nur Hintern und Brüste zu zeigen, niemals geöffnete Schenkel oder steife Penisse. Zusätzlich gab er den Filmen einen Anschein von Aufklärung, indem er reportageähnliche Straßenumfragen einbauen ließ. "Wann sind Sie defloriert worden?" fragt der Reporter. "Mit 13, ich war einfach neugierig und von dem Tag an hab ich laufend Sex gemacht."

Stand: 23.10.10