Stichtag

07. Oktober 2004 - Vor 75 Jahren: Gründung der Pfadfinderschaft St. Georg

Zu Beginn des Burenkrieges wird der britische Oberst Lord Robert Baden-Powell 1899 zusammen mit seiner Truppe in der südafrikanischen Kleinstadt Mafeking eingeschlossen. Weil seine 1.250 Soldaten den 9.000 Buren zahlenmäßig weit unterlegen sind, setzt Baden-Powell die Jungen der Stadt als Meldeläufer und Sanitäter ein. "BP", wie Baden-Powell von seinen Leuten genannt wird, ist siegreich und wird ein britischer Kriegsheld. Er schreibt ein Buch über den Kundschafterdienst und wird zum Begründer der Pfadfinderbewegung. Sein Slogan: "Einmal Pfadfinder - immer Pfadfinder". "BP" entwickelt etwas, was man heute als "erlebnispädagogisches Konzept" bezeichnen würde. 1907 probiert er es aus: Der Lord schart 22 Jungs aus allen Gesellschaftsschichten um sich, packt sie in Uniformen und zeltet mit ihnen mitten in der Natur - das erste Pfadfinderlager.

In Deutschland wird die Idee aus Großbritannien von der so genannten Jugendbewegung aufgenommen. Auch hier treffen sich junge Leute in teilweise kulturkritischen Vereinigungen wie etwa dem "Wandervogel" oder der "Bündischen Jugend" und genießen die Natur. Sie tragen Matrosenanzüge und Hüte mit Federn oder Bändern. Die Umstellung auf die Pfadfinderkluft ist nur ein kleiner Schritt, als 1911 die Scouts von Lord Baden-Powell in Berlin den Deutschen Pfadfinderbund gründen. 1920 veranstaltet "BP" das erste internationale Pfadfindertreffen, ein so genanntes "Jamboree" - was bei den Indianern "friedliches Treffen aller Stämme" bedeutet. Rund 8.000 Pfadfinder aus 27. Staaten, auch aus ehemals verfeindeten Ländern des Ersten Weltkriegs, kommen in London zusammen.

In Deutschland ziehen ebenfalls alle gesellschaftlichen Gruppen in den Wald, von links bis rechts, von evangelisch bis katholisch. Weil auch die Mitglieder des "Katholischen Jungmännerverbandes" ans Lagerfeuer wollen, gründen sie am 7. Oktober 1929 in Altenberg im Bergischen Land in der Nähe von Köln die "Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg". Auch wenn für viele die Pfadfinderei heute eher altmodisch und konservativ ist, haben die Georgspfadfinder keine Nachwuchssorgen. Der Verband zählt fast 100.000 Mitglieder. Neben der Natur- und Gemeinschaftserfahrung betreiben die Georgspfadfinder auch Behindertenarbeit, leisten Entwicklungshilfe, bemühen sich um das deutsch-französische Verhältnis und treten für den Umweltschutz ein - ganz im Sinne von Baden-Powell: "Versucht die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt!"

Stand: 07.10.04