Stichtag

24. November 2010 - Vor 20 Jahren: Helga Feddersen stirbt in Hamburg

Helga Feddersen steigt in Berlin aus dem Flugzeug. Unten steht ein Mann, der sie fotografiert. Er bittet die Schauspielerin, noch einmal die Gangway herunterzukommen. Sie fragt sich, wie der Reporter erfahren hat, dass sie an Bord des Flugzeuges war. Dann stellt sich heraus: Der vermeintliche Reporter ist ein Flughafen-Fotograf, der ihr das Bild verkaufen will. Solche Anekdoten aus ihrem Leben erzählt Feddersen gern - und das Publikum amüsiert sich. Ihr komödiantisches Talent setzt Feddersen in den 1970er Jahren in verschiedenen Fernsehformaten ein: Mit dem Kollegen Dieter Hallervorden präsentiert sie Sketche in "Abramakabra", mit Sänger Frank Zander moderiert sie die Musikshow "Plattenküche". In vier Folgen von "Ein Herz und eine Seele" legt sie sich als Else mit ihrem Ehegatten "Ekel Alfred" an. "Sie hat keinerlei Hemmungen gehabt, sich tatsächlich total zu entstellen", sagt Hallervorden rückblickend. Für ihn war sie eine "Vollblut-Komödiantin".

Entstelltes Gesicht nach Operation

Wo Feddersen auftritt, ist gute Laune angesagt: "Das ist die schönste Krankheit, die man sich holen kann bei mir: Lachen!" Dabei verläuft Feddersens Leben, die am 14. März 1930 in Hamburg als Tochter eines Kaufmanns für Seemannsausrüstungen geboren wird, alles andere als unterhaltsam. Es ist oft ein Wettlauf mit dem Tod. Zunächst sieht alles gut aus: Schon mit 19 Jahren hat Feddersen ihr Debüt im Hamburger "Theater im Zimmer". Engagements an den Hamburger Kammerspielen und am Gelsenkirchener "Musiktheater im Revier" folgen. Doch 1955 scheint ihre schauspielerische Karriere am Ende: An ihrer Ohrspeicheldrüse wächst ein bösartiger Tumor. Bei der Operation werden Nerven verletzt und ihr Gesicht dadurch bleibend entstellt. Sie kann damals nicht mehr richtig sprechen: "Mein Mund saß am rechten Ohr", erzählt sie später, "erst fünf Jahre danach konnte ich ihn wieder zumachen." Während dieser Zeit arbeitet sie im Geschäft ihres Vaters. Dann versucht sie einen Neuanfang als Souffleuse und Regieassistentin beim NDR. Sie schreibt Drehbücher für Fernsehfilme. Bei Proben doubelt sie Schauspieler und tritt schließlich selbst wieder auf. Feddersen wird Comedy-Star und überzeugt auch in ernsten Rollen - etwa als Clothilde in einer Verfilmung (1959) von Thomas Manns "Buddenbrooks".

Eigenes Theater in Hamburg

1983 kann sich Feddersen einen Traum erfüllen: Sie eröffnet in Hamburg ihre eigenes "Theater am Holstenwall". Zunächst sind die Vorstellungen ausverkauft, doch dann gerät das Theater zunehmend in Schwierigkeiten: Zwei Mal müssen Feddersen weitere Tumore entfernt werden. Wegen einer Kiefervereiterung werden ihr alle Zähne gezogen. Das treibt sie in eine Medikamenten- und Magersucht. Sie wiegt nur noch 32 Kilogramm. 1989 muss ihr Theater Konkurs anmelden. Im Jahr darauf löst Feddersen ihren Hamburger Haushalt auf und zieht sich auf die Insel Föhr zurück. Sie stirbt am 24. November 1990 im Alter von 60 Jahren in einem Hamburger Krankenhaus an Leberkrebs.

Stand: 24.11.10