Stichtag

04. Dezember 2010 - Vor 145 Jahren: Adolph Kolping stirbt in Köln

In Westeuropa verändert die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert das Leben von Millionen Menschen: Das Handwerk ist am Boden, die Bauern sind ohne Perspektive und die Städte überfüllt mit schlecht bezahlten Arbeitern. Ab ungefähr 1830 ist auch das Rheinland davon betroffen. Adolph Kolping ist damals Schustergeselle in Köln und erlebt das Elend am eigenen Leib. Als gläubiger Katholik entschließt er sich, den Verlierern der Industrialisierung zu helfen - in der Rolle eines katholischen Priesters. Kolping lernt nach Feierabend Latein und findet Gönner, die ihm durch acht Jahre Schule und Studium helfen. 1845 empfängt er mit fast 32 Jahren die Priesterweihe. Fünf Jahre später gründet Kolping in Köln den ersten Gesellenverein: eine katholische Ersatzfamilie, die junge Männer erziehen soll. Zu dieser Zeit ist auch Karl Marx in Köln und gibt die "Neue Rheinische Zeitung" heraus. Während Marx zu Umsturz und Klassenkampf aufruft, will Kolping die Gesellschaft durch christliches Verhalten jedes Einzelnen wandeln: "Nur wahre, tätige Liebe regeneriert die Welt."

Romtreu und antikommunistisch

Kolping, der am 8. Dezember 1813 in Kerpen als viertes Kind eines Schäfers zu Welt kam, arbeitet sich zum Chef eines internationalen Sozialwerks hoch. Gesellenvereine entstehen von der Saar bis an die Elbe, in der Schweiz - 1856 sogar in St. Louis in den USA. Auf zahlreichen Reisen schafft Kolping die nötigen Kontakte. Höhepunkt ist eine Privataudienz bei Papst Pius IX. 1862. Im selben Jahr erhält Kolping den Ehrentitel "Päpstlicher Geheimkämmerer". Immer wieder äußert er in Schriften und Zeitungsartikeln seine Treue zu Rom. Von kommunistischen Handerwerkerverbindungen hält er nichts: "Ein schlagfertiger Haufen, der nur des günstigen Moments harrt, um wie ein blutdürstiger Tiger über die soziale Ordnung herzufallen." Auch antisemitisch äußert sich Kolping: "Die geborenen Spekulanten, die Juden nämlich, mengen sich in die fabrikartig betriebenen Handwerkergeschäfte und machen die Arbeit zur Ware."

1991 selig gesprochen

Als Kolping am 4. Dezember 1865 in Köln stirbt, existieren bereits 420 Gesellenvereine mit über 24.000 Mitgliedern in Deutschland sowie in  zahlreichen europäischen Ländern und in den USA. Damit ist er ein Vorreiter der katholischen Sozialbewegung. Der Vatikan befasst sich erst ein Vierteljahrhundert später offiziell mit der Sozialen Frage: Das Rundschreiben "Rerum Novarum" von 1891 ist der Anfang der katholischen Soziallehre. Papst Johannes Paul II. spricht Kolping 1991 selig.

Stand: 04.12.10