Stichtag

15. Juni 2010 - Vor 680 Jahren: Edward von Woodstock geboren

Theoretisch haben die Engländer keine Chance. In Crécy-en-Ponthieu stehen sie im August 1346 einer drei Mal so starken Armee gegenüber. Aber die Truppen Edwards III. hätten den Ort und den Zeitpunkt der Schlacht nicht besser wählen können. Auf einem Hügel haben sie sich platziert, es hat geregnet: Die Franzosen müssen mit ihren schwer gepanzerten Pferden auf die enge und matschige Anhöhe, um sie zu erreichen. Auch sind die Hanfsehnen ihrer Armbrüste nass geworden - die Pfeile erreichen selten ihr Ziel. Die Engländer, die perfekt mit ihren Langbögen hantieren können, sind strategisch klar im Vorteil. Vernichtend werden die impulsiv und chaotisch agierenden Franzosen geschlagen: Eine Niederlage, die den Beginn des Hundertjährigen Kriegs markiert.

Zum Feldherrn ausgebildet

Die Schlacht von Crécy-en-Ponthieu ist für den 16-jährigen Edward, Fürst von Wales und Befehlshaber über die rechte Flanke der Engländer, eine gelungene Feuertaufe. Dass er dabei verletzt wird, bringt ihm zusätzliche Hochachtung ein. Geboren wird er als Sohn des Königs am 15. Juni 1330 in Woodstock in der englischen Grafschaft Oxfordshire. Von Anfang an bildet sein Vater Edward III. seinen potenziellen Nachfolger in den ritterlichen Tugenden und als Feldherrn aus. Tatsächlich bestimmen Schlachten und Feldzüge sein Leben.Ein Jahr nach der spektakulären Schlacht von Crécy-en-Ponthieu nimmt Edward von Woodstock Calais ein, 1350 schlägt er die Kastilier bei der Seeschlacht von Winchelsea vernichtend. Bei Poitiers nimmt er sechs Jahre später den französischen König Johann II. gefangen und erpresst das horrende Lösegeld von vier Jahresbudgets der Staatskasse. Das riesige Loch im französischen Haushalt führt zu sozialen Unruhen im Land und bewirkt, dass die Franzosen fortan keinen König mehr in ihre Schlachten schicken.

Von der Geschichte angeschwärzt

Aber das Kriegerleben fordert seinen Preis. Mit Anfang vierzig verlässt Edward von Woodstock die Kraft. Er stirbt 1376, noch vor seinem Vater, also ohne den Thron bestiegen zu haben. Erst sein Sohn wird später als Richard III. König von England. Edward von Woodstock wird in der Kathedrale von Canterbury begraben. Dort hängt auch seine Rüstung. Da sie sich im Laufe der Jahrhunderte durch Oxidation schwarz färbt, wird ihrem Träger posthum der Beiname "Der schwarze Prinz" verliehen. Unter diesem Titel wird Edwards Geschichte 1955 mit Errol Flynn in der Hauptrolle verfilmt. Den Hundertjährigen Krieg allerdings haben da schon längst die Franzosen gewonnen.

Stand: 15.06.10