Stichtag

12. Juli 2009 - Vor 20 Jahren: Partei "Die Grauen" wird gegründet

Als 50-Jährige wird Trude Unruh zum Schreck der Altenheim-Betreiber: Sie gründet 1975 in Wuppertal den Seniorenschutzbund "Graue Panther". Der Name des Vereins stammt aus den USA, wo sich Anfang der 1970er Jahre eine Altenbewegung die Bezeichnung "Graue Panther" gegeben hatte - in Anlehnung an die afro-amerikanische Bürgerrechtsbewegung "Black Panther ". Anlass für Unruhs Engagement ist ein Besuch im Altenheim, bei dem sie ihre Schwiegermutter begleitete: "20 Betten in einem Zimmer, das stank wie die Pest und ich stellte mir vor, ich läge da", erinnert sich Unruh später. "Dann bin ich sehr radikal geworden." Der Seniorenschutzbund hilft alten Menschen unter anderem mit sogenannten Schutzwohnungen, in denen sie unterkommen können, um einem Heimaufenthalt zu entgehen. "Wir begriffen langsam, diese Pflege und Wartung alter, gebrechlicher und behinderter Menschen ist ein Geschäft mit Milliarden Umsätzen, das immer weiter expandiert."

Unruh sieht dabei eine "enge Verfilzung" der Wohlfahrtsverbände mit politischen Parteien, die ein Abkassieren älterer Menschen ermögliche. "Ab 60 biste Freiwild, wenn es den Behörden passt", so Unruh. Deshalb steigt sie in die Politik ein. Zuerst versucht sie es in der SPD, dann in der FDP und schließlich bei den Grünen. Dort schließen die "Grauen Panther" einen sogenannten Sprachrohrvertrag. Unruh zieht als parteilose Kandidatin über die NRW-Landesliste der Grünen 1987 in den Bundestag ein. Doch vor der Europawahl 1989 weigern sich die Grünen den Panthern Listenplätze zu garantieren. Damit endet die Zusammenarbeit.

Unmittelbar nach der Jahreshauptversammlung der "Grauen Panther" am 12. Juli 1989 gründen Unruh und ihre Mitstreiter eine eigene Partei: "Die Grauen". Sie kämpfen gegen Altersdiskriminierung und für eine neue Familienpolitik. "Die Grauen" wollen die Lebensqualität ihrer Altersgenossen verbessern. Den großen Durchbruch schaffen sie damit nicht: "Die Grauen" ziehen nie in den Bundestag ein. Nur auf kommunaler Ebene können sie kleine Erfolge verbuchen.Ein Grund dafür könnte der "Trudismus" sein, wie es der Kabarettist Dieter Hildebrandt einmal genannt hat: "Die Grauen" sind durch den als autoritär kritisierten Führungsstil von Unruh geprägt. Als sie sich immer mehr aus dem aktuellen Geschäft zurückzieht, übernehmen andere das Ruder. Wieder ohne Erfolg: 2007 werden "Die Grauen" ein Fall für die Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Ein Parteimitglied hat Anzeige erstattet - aus Rache wegen interner Querelen, heißt es. 22 Büros werden durchsucht. Der Partei wird unter anderem vorgeworfen, mit fingierten Spenden Gelder aus der staatliche Parteienfinanzierung erschlichen zu haben. Schließlich stehen acht Millionen Euro an Straf- und Rückzahlungen an. Die Partei ist Pleite und wird im März 2008 in Wuppertal von ihren Mitgliedern aufgelöst.

Stand: 12.07.09