Stichtag

19. Dezember 2009 - Vor 100 Jahren: Fußballverein Borussia Dortmund wird gegründet

Es ist Sonntag, der vierte Advent, und im Hinterzimmer des Wirtshauses "Zum Wildschütz" am Borsigplatz brennt die Luft. Hitzig debattieren rund 50 junge Fußballspieler der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde, ob sie sich der ständigen Bevormundung durch die Kirchenoberen entziehen und einen eigenen Verein gründen sollen. Als der gestrenge Kaplan Hubert Dewald, ein ausgemachter Feind des "rohen" Spiels, den Raum stürmen und die Sezession der Verschwörer verhindern will, ist es zu spät. Dem verhassten Kaplan wird die Tür gewiesen; dann gründen die 18 noch verbliebenen Abtrünnigen an jenem 19. Dezember 1909 den Ballspielverein "Borussia 1909" Dortmund. Mangels besserer Vorschläge für einen Vereinsnamen benennen sich die Vereinsneulinge nach dem Bier der Borussia-Brauerei, das im "Wildschütz" ausgeschenkt wird.

Nach Anfängen als "wilder Verein" trägt Borussia Dortmund am 15. Januar 1911 auf der "Weißen Wiese" an der Wambeler Straße sein erstes offizielles Spiel aus. Es endet 9:3 für die Platzherren. Obwohl durch Zuwanderungen aus anderen Vereinen die Zahl der Mitglieder rasant anwächst, bleibt die Borussia noch lange ein Dortmunder Fußballclub unter vielen. "Erst in den 30er Jahren avancierte Borussia zumindest in Dortmund zur Nummer eins", weiß der Fußballkenner und BVB-Chronist Dietrich Schulze-Marmeling. 1936 endlich gelingt der Aufstieg in die Gauliga, doch in der damals höchsten Spielklasse kämpfen deutschlandweit immerhin 133 Vereine um die Meisterschaft. Die folgenden Jahre der Nazi-Herrschaft übersteht die Borussia in der Arbeiterhochburg Dortmund relativ unbeschadet. So etwas wie "ein innerer Burgfrieden" zwischen überzeugten Nazis und Regime-Gegnern, erklärt Schulze-Marmeling, sichert dem Verein das Überleben. So sollen NS-Mitglieder seinen Recherchen zufolge zuweilen in Schwierigkeiten geratene linke Vereinskameraden geschützt haben.

Erst nach dem Krieg entdecken die Dortmunder in der völlig zerstörten Stadt ihre wahre Liebe zum BVB. Als Borussia Dortmund 1947 das erste Endspiel um die Westfalenmeisterschaft ausgerechnet gegen den Revier-Rivalen Schalke 04 mit 3:2 gewinnt, kennt die Begeisterung keine Grenzen. 1956 schafft die traditionell in schwarz-gelb spielende Mannschaft ihre erste deutsche Meisterschaft; im folgenden Jahr holt Borussia Dortmund den Titel als erster Club zum zweiten Mal in Folge. Internationale Fußballgeschichte schreibt der BVB 1966, als Reinhard "Stan" Libuda mit seinem 2:1-Siegtreffer gegen den FC Liverpool den ersten Europapokal-Sieg einer deutschen Mannschaft perfekt macht. Nach schwierigem Start in die neu gegründete Bundesliga und Jahren in der Zweitklassigkeit schafft Borussia Dortmund 1976 den Wiederaufstieg und gehört seither – trotz einiger sportlicher und finanzieller Existenzkrisen, ununterbrochen der höchsten deutschen Spielklasse an. Den bisherigen Höhepunkt der Vereinsgeschichte erlebt der BVB 1997 mit dem Sieg in der Champions League über Juventus Turin und dem darauf folgenden Gewinn des Weltpokals. Als einziger Bundesligist ist Borussia Dortmund seit Oktober 2000 ein börsennotiertes Unternehmen.

Stand: 19.12.09