Stichtag

02. November 2009 - Vor 275 Jahren: Nordamerika-Pionier Daniel Boone geboren

Die Geschichte der weißen Besiedlung Nordamerikas ist reich an legendären Pioniergestalten. Mit seinen "Lederstrumpf"-Erzählungen hat der Schriftsteller James Fenimore Cooper dem ersten Nationalhelden der künftigen USA ein literarisches Denkmal gesetzt. "Sein sonnenverbranntes Gesicht verriet Offenheit und Ehrlichkeit. Er war der Urtyp des Jägers, wie man ihn im Indianerland gelegentlich antrifft." So beschreibt Cooper seinen Lederstrumpf, dessen Lebensgeschichte stark an die des Trappers, Scouts und Siedlerführers Daniel Boone angelehnt ist, den Cooper noch persönlich gekannt hat. Zu Boones Zeiten, Ende des 18. Jahrhunderts, ist Nordamerika noch schwach besiedelt. Die rund 3,5 Millionen weißen Einwanderer leben nur auf einem schmalen Küstenstreifen im Osten. Alles, was westwärts dahinter liegt, ist unbekanntes Land, Indianerland. Daniel Boone, am 2. November 1734 als Sohn von Quäkern im Grenzland Pennsylvania geboren, wird sein ganzes Leben als Wanderer zwischen Wildnis und Zivilisation verbringen. Als treibende Kraft bei der Erschließung des amerikanischen Westens geht er in die Historie ein.

Das Farmerkind Daniel Boone muss von klein auf arbeiten; lesen und schreiben beherrscht er kaum. Doch ausgestattet mit großer Neugier und wacher Intelligenz lernt der hoch aufgeschossene, drahtige Junge die Natur kennen wie kaum ein anderer. Als zwei seiner Geschwister außerhalb der Quäker-Gemeinschaft heiraten, verlassen die Boones Pennsylvania, ziehen nach Süden und siedeln sich im heutigen North Carolina an. Nach einer kurzen Militärzeit als Wagenlenker der britischen Armee heiratet Daniel, wird Vater und ernährt seine junge Familie durch Pelztierjagd in der unwegsamen Wildnis am Yadkin River. "Er hatte das, was die Amerikaner 'itchy feet' (juckende Füße) nennen", berichtet der Publizist und Amerika-Kenner Dietmar Kügler, "diese Unruhe, immer weiter ziehen zu müssen, um zu sehen, was kommt hinter dem nächsten Berg, dem nächsten Wald."

Oft wartet Rebecca Boone monatelang auf ihren Mann, der bei seinen Streifzügen ins Unbekannte auch einige Male von Indianern überfallen und ausgeraubt wird. Ein professioneller oder gar fanatischer Indianer-Verfolger, wie sie häufig unter den weißen Grenzland-Eroberern zu finden sind, wird Boone aber trotz kriegerischer Zeiten nie.  "In meinem ganzen Leben habe ich drei Indianer getötet", erzählt der zum Pazifismus erzogene Quäker am Ende seines Lebens einem Biografen. Als Boone einmal vom Shawnee-Häuptling Blackfish gefangen gehalten wird, freundet er sich so mit dem Stamm an, dass der ihn adoptiert und ihm den Namen Big Turtle, Große Schildkröte, gibt. Im Mai 1769 überquert Boone die Blue Ridge Mountains, dringt weit in den Westen bis ins heutige Ohio vor und erschließt das Land für Siedler, die er selbst auf alten Indianerpfaden in ihre neue Heimat führt. Boone selbst lässt sich mit seiner Familie in Kentucky nieder und begründet die Stadt Boonesborough.

Neben dem Pelzhandel verdient Boone sein Geld als Landvermesser und Makler. Weil er sich aber um die Besitzverhältnisse nicht schert, zwingen ihn die Behörden schließlich, alle Landverkäufe rückgängig zu machen. Damit ist Boone finanziell ruiniert. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern zieht er ins spanisch beherrschte Missouri. Als dieses Gebiet 1801 von den USA gekauft wird, stehen die Gläubiger wieder vor seiner Tür und nehmen ihm alles Hab und Gut. So zieht der inzwischen 70-Jährige wieder in die Wildnis, ernährt sich von der Pelztierjagd und stößt, rüstig bis ins hohe Alter, sogar bis zum Yellow Stone River in Wyoming vor. Daniel Boone, schon zu Lebzeiten eine Trapper-Legende und heute als "Vater Kentuckys" verehrt, stirbt am 26. September 1820, wenige Wochen vor Vollendung seines 86. Lebensjahres.

Stand: 02.11.09