Stichtag

04. September 2004 - Vor 15 Jahren: Maigret-Erfinder Georges Simenon stirbt

Mit Hut und Pfeife, so kennen die Fans den bulligen Pariser Kommissar Maigret. Hut und Pfeife werden mit der Zeit auch zum Markenzeichen seines Erfinders Georges Simenon. Maigret macht Simenon berühmt, und er macht ihn reich: Über 500 Millionen Exemplare von Simenons Werken werden weltweit verkauft, die meisten davon Maigret-Romane. Die Geschichten um den kleinbürgerlichen Ermittler, der gerne isst und Bier trinkt, lösen bei vielen Lesern "Simenonitis" aus, wie es der Schriftsteller und Simenon-Fan André Gide formuliert.

Für die Lesesüchtigen produziert Simenon in atemberaubendem Tempo neue Romane. Seine Vergangenheit als Groschenheft-Schreiber hilft ihm dabei. Für den ersten Maigret-Roman braucht er keine fünf Tage, für die weiteren nie länger als zwei Wochen. Trotz sparsamer, schlanker Erzählweise schätzen Literaturkundige wie Normalleser die dichte Atmosphäre und die sorgsam gezeichneten Figuren bei Simenon. Man könne Simenons Welt riechen und schmecken, finden Kritiker. Er schreibe, weil es zu schade wäre, nicht vom Leben zu erzählen, sagt Simenon. Er wolle nicht urteilen, nur verstehen. So lässt er Maigret die Kriminalfälle zwar klären, sich aber auch immer tiefer in die unerklärbaren Motive der Menschen verlieren.

Anders als bei Maigret verläuft Simenons Leben nicht in ruhigen Bahnen. Nach einer abgebrochenen Konditorlehre arbeitet er als Lokalreporter und Groschenheft-Schreiber, bevor er mit 26 Jahren den Maigret ersinnt. Zweimal heiratet Simenon, doch bei seinen Affären und regelmäßigen Bordellbesuchen will er mit mehr als 10.000 Frauen intim gewesen sein. Zur Ruhe kommt der Rastlose, der ständig umzog, in Lausanne und bei seiner 30 Jahre jüngeren Haushälterin Teresa. Im Alter von 86 Jahren stirbt Georges Simenon am 4. September 1989. Seine Asche streut die Lebensgefährtin unter eine Zeder. Hier wurde schon die Asche von Marie Jo verstreut, seinem Lieblingskind, das sich mit 25 Jahren erschoss.

Stand: 04.09.04