Stichtag

16. August 2009 - Vor 125 Jahren: Geburtstag des Schriftstellers Hugo Gernsback

Hugo Gernsback ist fasziniert vom Strom. Als Jugendlicher versorgt er sein Elternhaus bereits im 19. Jahrhundert mit einer Sprechanlage, Nachbarn bezahlen ihn für eine elektrische Klingel. Der Überlieferung nach holt ein benachbartes Nonnenkloster beim Papst gar die Erlaubnis dafür ein, dass der Pubertierende im Konvent ebenfalls technische Wunderwerke installiert. Sein Honorar verjubelt der Knabe im Kasino. Die Liebe zur Technik wird Gernsback bis zu seinem Tod ebenso behalten wie seinen unerschütterlichen Fortschrittsglauben.

Geboren wird Gernsback am 16. August 1884 als Sohn eines jüdischen Weinhändlers unter dem Namen Hugo Gernsbacher in Luxemburg-Stadt. In Bingen studiert er Elektrotechnik, baut erste Radioapparate, Akkumulatoren und Batterien. Mit 19 Jahren übersiedelt er nach New York. Dort wandelt er seinen Namen von Gernsbacher in das für Amerikaner leichter auszusprechende Gernsback um. Unter neuem Namen lässt er sich eine leistungsstarke Batterie patentieren. Während diese aufgrund zu hoher Kosten keine Kunden findet, entwickelt sich sein drahtloser "Telegraf für Jedermann" zum Renner.8 Dollar 50 kostet die Erfindung - und ist damit weit über einhundert Mal billiger als vergleichbare Produkte der Konkurrenz. Prompt muss Gernsback wegen Betrugsverdachts aufs Revier. Dort fragt ihn Polizeibeamter, warum er sein Gerät denn als "drahtlosen Telegrafen" verkaufe - wo darin doch so viele Drähte seien. Entgeistert ob dieser Unkenntnis, beschließt Gernsback, seinen Unternehmergeist mit Volksaufklärung zu vereinen. Inzwischen ins Versandgeschäft eingestiegen, bestückt er seine Kataloge mit Beiträgen über wissenschaftlich-technische Neuerungen und Spekulationen über den zukünftigen Fortschritt. Seine Zeitschrift "Modern Electrics" wird zum Vereinsorgan der "Wireless Association of America".

In den 20er Jahren veröffentlicht Gernsback erste Sciencefiction -Geschichten - einen Begriff, den er auch prägt. Die Erzählungen über technische Neuerungen in der Zukunft werden derart beliebt, dass er 1926 mit den "Amazing Stories" das erste Magazin des Genres herausgibt. Vielen gilt er damit als Vater der modernen Sciencefiction-Literatur. In den "Amazing Stories" spekuliert Gernsback, literarisch eher mittelmäßig, über schnurlose Telefone, Computer-Dating und Teleportation. Und er gibt anderen Autoren ein Forum für ihre Ideen. Vor allem aber schafft er über Leserbriefe und Kontaktadressen eine Sciencefiction-Gemeinschaft, ohne die das Genre und seine Groschenhefte bis heute nicht würde überleben könnten.Selbst nach dem zweiten Weltkrieg, nach Holocaust und Hiroshima, hält Gernsback an seinem Fortschrittsoptimismus fest. Während sich die Sciencefiction-Literatur verändert, beginnt sein Stern zu sinken. Trotzdem ist der amerikanische Sciencefiction -Preis Hugo nach ihm benannt, er selbst ist Teil der Science-Fiction-Hall-of-Fame. Gernsback stirbt 1967 in New York.

Stand: 16.08.09