Stichtag

01. Oktober 2009 - Vor 60 Jahren: Mao ruft die Volksrepublik China aus

In China endet der Zweite Weltkrieg am 15. August 1945. Nach den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Nagasaki und Hiroshima erklärt der japanische Kaiser Hirohito die Kapitulation seines Landes. Die Japaner ziehen sich aus dem von ihnen besetzten China zurück. Daraufhin bricht dort eine alte Fehde wieder auf: Nationalisten gegen Kommunisten. Vier Jahre lang kämpfen sie um die Macht. Am Ende siegt die kommunistische Volksbefreiungsarmee unter Mao Zedong. Chiang Kai-Shek, der Führer der Kuomintang (Nationalpartei), und seine nationalistischen Truppen flüchten auf die Insel Taiwan und gründen dort einen eigenen Staat. Auf dem Festland ruft Mao am 1. Oktober 1949 in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Volksrepublik China aus. Der erste Satz der wenige Tage zuvor verabschiedeten Verfassung lautet: "Die Volksrepublik China ist eine volksdemokratische Diktatur, an deren Spitze die Arbeiterklasse steht; sie ist auf der Zusammenarbeit von Arbeitern und Bauern gegründet und umfasst sämtliche demokratischen Volksklassen und Nationalitäten des Landes."

Mit der Gründung der Volksrepublik China endet eine lange Phase kriegerischer Auseinandersetzungen: 1911 wird die letzte Kaiserdynastie durch eine Militärrevolte gestürzt. Im Jahr darauf wird China zwar zur Republik. 1913 finden Parlamentswahlen statt, bei der die noch junge Kuomintang unter Führung Sun Yat Sens gut abschneidet. Doch ein General des letzten Kaisers putscht sich an die Macht. Nach einem vergeblichen Umsturzversuchs flüchten Sun Yat Sen und andere Mitglieder der Kuomintang ins Exil nach Japan. Erst nach dem Tod des Generals kehrt Sun Yat Sen zurück. 1921 lässt er sich zum Präsidenten einer selbst proklamierten Nationalregierung wählen. Sun Yat Sen stellt erstmals ein Programm der politischen Modernisierung auf - mit den sogenannten drei Volksprinzipien Nationalismus, Demokratie und Volkswohlfahrt. "Er gilt heute als Gründungsvater der chinesischen Revolution", sagt die Historikerin Sabine Dabringhaus von der Universität Freiburg.

Doch China ist zersplittert. Während in den 1920er Jahren Küstenstädte wie Shanghai boomen, leiden die Bauern auf dem Land unter Hunger- und Naturkatastrophen. Die Nationalisten bekommen die Probleme nicht in den Griff. Im Juli 1921 gründet sich in Shanghai die kommunistische Partei Chinas. Eines der ersten Mitglieder ist Mao Zedong. Unterstützt wird die junge Partei von der Sowjetunion - ebenso wie die Nationalregierung. Auf Druck Stalins arbeiten Nationalisten und Kommunisten zunächst zusammen. Doch dann bricht Chiang Kai-Shek, der Nachfolger von Sun Yat Sen, 1927 mit den Kommunisten. Er lässt Tausende umbringen, nachdem sie Arbeiterstreiks organisiert haben. Die Kommunisten fliehen aus den Städten und kämpfen als Partisanen. Als 1931 die Japaner die Mandschurei im Nordosten Chinas besetzen, kämpfen die Nationalisten an zwei Fronten: gegen die Kommunisten und die Japaner. 1936 wird Chiang Kai-Shek von einem seiner eigenen Generäle gefangen genommen - wohl auf Anweisung Moskaus. Kurz darauf kommt er frei - und muss dafür erneut mit den Kommunisten kooperieren. Der gemeinsame Feind heißt nun Japan. Stalin will die Japaner in China binden, um seine eigenen Grenzen zu schützen. Der chinesisch-japanische Krieg dauert - als Teil des Zweiten Weltkrieges - bis 1945.

Stand: 01.10.09