Stichtag

15. November 2004 - Vor 50 Jahren: Erster Passagierflug über die Polarroute

Ein Flugzeug sollte möglichst die kürzeste Strecke nehmen - Luftlinie eben. Das ist aber im hohen Norden lange nicht möglich. Zu unwirtlich und gefährlich ist der Polarkreis für die frühe Luftfahrt: Es gibt keine Flughäfen, und selbst die Navigationsgeräte versagen. Die Verbindung zwischen Europa und dem amerikanischen Westen führt deshalb über New York und die USA. Bis die skandinavische Fluggesellschaft SAS die Polarroute anbietet - nach einigen Testflügen erstmals am 15. November 1954.

32 Passagiere, alle 1. Klasse, passen in die viermotorige Propellermaschine Helge Viking. Sie starten um 20.10 Uhr in Kopenhagen. Der Flug erreicht bald die Höhe von 7.000 Metern, Kurs Grönland. Hier hat man in den Jahren zuvor Funk- und Wetterstationen errichtet. Mit an Bord ist ein neuartiger Kreiselkompass, der auch in der Nähe des Nordpols nicht verrückt spielt. Außerdem wurden Pelzjacken und Schneeschuhe, Gewehre und Schlafsäcke geladen. Ob dies die Reisenden beruhigt, ist nicht bekannt. Der deutsche Journalist Wolfgang Köhler berichtet jedenfalls, man habe beim Überfliegen des Polarkreises Aquavit getrunken.
Zwischenlandungen gibt es in Südgrönland und im kanadischen Winnipeg. 26 Stunden nach dem Start landet die Maschine sicher in Los Angeles, rund 6 Stunden eher als auf der indirekten Route. Die schnelle Verbindung kostet hin und zurück umgerechnet 2.000 Euro und wird zunächst vor allem von der High Society genutzt, bis sie im Zeitalter der Düsenjets zur Normalität wird.

Stand: 15.11.04