Stichtag

15. April 2009 - Vor 325 Jahren: Katharina I. von Russland wird geboren

"Sie trat ohne Scheu an Peter heran, machte einen tiefen Knicks, nahm seine große, auf dem Tisch liegende Hand und küsste sie." So stellt sich Schriftsteller Alexej Tolstoi die erste Begegnung zwischen Peter dem Großen und der späteren Zarin Katharina I. von Russland vor. "Peter streckte sich, sah Katharina an. 'Nun, wie ist's? Es dürfte Schlafenszeit sein? Ich gehe, Katjuscha, nimm eine Kerze, leuchte mir!'" Dann verbringt die 18-Jährige eine erste Nacht mit dem Zaren. Sie ist zu diesem Zeitpunkt eine Dienstmagd, die am 15. April 1684 als Bauerntochter Martha Skawronskaja in der schwedischen Provinz Livland (heute Teil von Lettland und Estland) geboren wurde. Sie kann weder lesen noch schreiben. Russisch spricht sie nur dürftig. Sie tritt zum russisch-orthodoxen Glauben über und heißt ab jetzt Katharina. Als Geliebte des Zaren reiht sich in eine lange Reihe von Peters Affären ein.

In Katharina sieht der Zar das Gegenteil seiner ins Kloster verbannten Gemahlin Jewdokija: eine Frau von überschäumender Lebenskraft und einer gemütvollen Ausgelassenheit. "Wenn er gesoffen hat mit seinen Kumpels, dann hat sie mitgesoffen, hemmungslos", sagt Geschichtsprofessor Detlef Jena. Sie habe Peter die Strümpfe gestopft und seine Sachen gereinigt. Von seinen Kriegszügen schreibt er ihr Briefe: "Ohne Dich ist das Leben traurig! Meine Wäsche schlecht gepflegt." Beides soll Peter nicht ertragen. Katharina folgt ihm aufs Schlachtfeld, plaudert mit Soldaten, bietet ihnen Wodka an und verteilt Verbandsmaterial an Verwundete. Sie bestärkt Peter in dem Gedanken, dass sie für ihn geboren ist. 1712, neun Jahre nach ihrer ersten Begegnung, heiratet Peter die zwölf Jahre jüngere Katharina. "Er wusste, auf diese Frau kann ich mich verlassen", so Jena. Hat Peter einen seiner epileptischen Anfälle, bettet Katharina seinen Kopf in ihren Schoß.

Elf Jahre nach der Hochzeit verkündet der russische Zar, er wolle seine Gemahlin krönen lassen. Sie habe sich diesen Titel durch Liebe und durch ihre Verdienste auf dem Feld verdient.Am 7. März 1724 hebt Peter der Große sie auf den Thron. Er überreicht ihr den Reichsapfel als Symbol der Herrschaft. Das Zepter dagegen, das für seine Macht steht, gibt er nicht aus der Hand. Ein Zeichen, dass sie nicht selbstverständlich zur Thronfolgerin bestimmt ist. "So vertraut sie miteinander waren", sagt Jena, "genauso schnell hat Peter seine Frau fallen gelassen." Als der Zar merkt, dass seine Frau seinen Kammerherrn Willem Mons zum Geliebten genommen hat, lässt er Mons öffentlich köpfen - und ihr den abgeschlagen Kopf in Spiritus auf den Schreibtisch stellen. Peter, der selbst eine Geliebte hat, verzeiht ihr später offiziell. Als der Zar an einem Nierenleiden erkrankt, pflegt ihn Katharina. Die letzten Monate weicht sie nicht von seiner Seite. 1725 stirbt der Zar. Da kein Thronerbe bestimmt ist, setzt sich General Alexej Menschikow mit Waffengewalt durch und installiert Katharina auf dem Thron. Regiert wird das Land aber von Menschikow. Nur eineinhalb Jahre nach ihrem Mann stirbt Katharina I. am 17. Mai 1727 im Alter von 43 Jahren in St. Petersburg.

Stand: 15.04.09