Stichtag

23. Dezember 2004 - Vor 25 Jahren: Peggy Guggenheim in Venedig gestorben

Sie sammelt Kunst, und sie sammelt Affären. "Ich habe alles gelebt", ist der deutsche Titel ihrer Autobiographie. Peggy Guggenheim ist mit dem Schriftsteller Samuel Beckett liiert, zu ihren Liebhabern zählen unter anderen die Künstler Marcel Duchamp, Yves Tanguy, Jackson Pollock. Zweimal ist sie verheiratet, zuletzt mit dem berühmten Dadaisten Max Ernst. Doch auch diese Ehe hält nicht. Peggy Guggenheim führt ein unstetes Leben, wohnt in New York, Paris, London, reist viel, ist Gast auf Partys, logiert in Luxushotels. Nach dem zweiten Weltkrieg lässt sich die reiche Kunstliebhaberin in Venedig nieder, im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande. Den Palast gestaltet sie durch ihre bedeutende Sammlung zu einem Museum um.Geboren wird Peggy Guggenheim am 26. August 1898 in New York, in eine reiche Familie mit deutsch-schweizerischen Wurzeln. Als Kind ist sie unglücklich – ohne Freunde, kränklich, von den Eltern verhätschelt. Als sie 13 Jahre alt ist, geht ihr Vater mit der Titanic unter, überlässt seiner Geliebten den Platz im Rettungsboot. Der Schock über den Tod des Vaters hallt in Peggy Guggenheims Leben nach. In den 20er Jahren geht sie nach Paris, stürzt sich in das süße Leben der Boheme. Auf Anregung eines guten Freundes beginnt sie, sich mit bildender Kunst auseinander zu setzen. Bald erwacht ihr Sammlertrieb, und sie kauft Werke der Maler-Avantgarde – von Duchamp, Picasso, Kandinsky, Braque, Dalí, Chagall, Mondrian und vielen mehr. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erweitert sie ihre Sammlung täglich: "In Paris konnte man damals sehr leicht Bilder kaufen, denn der Krieg war gerade ausgebrochen und die Leute verließen die Stadt. Sie versuchten, ihre Bilder zu verkaufen, sie zu verstecken oder sonst wie loszuwerden. So erlebte ich einen recht hektischen Winter. Ich nahm mir vor, nicht mehr als ein Bild pro Tag zu kaufen", erinnert sich Guggenheim später.

Mit ihren Käufen ermöglicht die Mäzenin vielen Künstlern und deren Familien die Flucht vor den anrückenden Deutschen. Schließlich muss Peggy Guggenheim samt Sammlung ebenfalls Frankreich verlassen. Mit Max Ernst lässt sie sich in New York nieder, eröffnet wieder eine Galerie, entdeckt und fördert neue Künstler – unter anderem Jackson Pollock. Doch kaum ist der Krieg vorbei, geht sie zurück nach Europa, nach Venedig. "Ich liebe Venedig so sehr und ich bin hier so glücklich", sagt die Wahlitalienerin. Hier stirbt Peggy Guggenheim am 23. Dezember 1979 im Alter von 81 Jahren.

Stand: 23.12.04