Stichtag

17. Juli 2009 - Vor 50 Jahren: Jazzsängerin Billie Holiday gestorben

Von Kindheit an fühlt sich Billie Holiday verstoßen. Ihre Eltern haben sie zu einer Tante in Pflege gegeben, die das Mädchen schlägt und verhöhnt. Mit neun Jahren landet Billie in einem katholischen Erziehungsheim, zwei Jahre später versucht ein Nachbar, sie zu vergewaltigen. Aus der Einsamkeit und der Erniedrigung hilft ihr einzig und allein die Musik heraus. Aber auch in fröhlichen Momenten ihres Lebens wird sie zur ständigen Begleitung. "Ob ich nun traurig bin, krank, auf Entzug oder glücklich: Blues bietet sich für alles an", wird sie später schreiben. Und: "Alles, was ich singe, ist Teil meines Lebens."

Holiday wird 1915 unter dem Namen Elinore Harris als Tochter eines Hausmädchens und eines Gitarristen in Philadelphia geboren. Mit zwölf schlägt sie sich als Putzfrau im Bordell durch. Ihr mühsam verdientes Kleingeld steckt sie in die Jukebox, um sich die Trompetensoli von Louis Armstrong anzuhören. Kritiker werden später bewundern, dass sie ihre melancholische Stimme gesangsuntypisch wie ein Instrument einzusetzen weiß.Mit 14 Jahren folgt Holiday ihrer Mutter nach New York. In Harlem erhält sie die Chance, in Nachtclubs zu singen. Fortan gilt das Mädchen, das für sein Alter recht reif wirkt und sich für seine Auftritte den Vornamen ihrer Lieblingsschauspielerin Billie Dove und den Nachnamen ihres Vaters ausleiht, als Geheimtipp. In bis zu vier Etablissements tritt sie am Abend auf, wobei sie wegen ihrer Alkoholexzesse immer wieder auch gefeuert wird. Als der Plattenproduzent John Hammond durch Zufall in einem kleinen Club ihre Stimme hört, geht er mit ihr und Benny Goodman 1933 für "Your mother's son-in-law" ins Studio. Von da an geht Holidays emotional tiefe und zerbrechliche Stimme um die Welt.1934 trifft Holiday auf den Saxophonisten Lester Young, der ihr aufgrund ihrer eleganten Vortragsweise den Namen "Lady Day" verpasst. Young wird ihr bis zu seinem Tod ein treuer Freund sein. Er ist es auch, der Holiday eine weiße Gardenie schenkt, die sie sich als Markenzeichen in ihre Haare steckt.

1938 spielt Holiday als eine der ersten schwarzen Jazzsängerinnen mit weißen Musikern im ausverkauften Madison Square Garden. Mit dem Erfolg kommen auch verstärkt die Drogen. 1947 wird Holiday auf der Bühne verhaftet und zu einer Entziehungskur gezwungen; zehn Tage nach ihrer Entlassung feiert sie ein grandioses Comeback. Dann aber entziehen ihr die Behörden mit der Auftrittserlaubnis für die New Yorker Clubs eine ihrer wichtigsten Existenzgrundlagen. Holiday rutscht immer mehr ab in den Drogensumpf, trinkt schon am Morgen Wodka und lässt den Tag mit Joints, Opium und Heroin ausklingen.Im März 1959 stirbt Lester Young an Leberzirrhose. Der Schock gibt Lady Day den Rest. Am 17. Juli 1959 stirbt Billie Holiday in einem Krankenhaus in New York City mit nur 44 Jahren an Hepatitis und Leberzirrhose.

Stand: 17.07.09