Stichtag

27. November 2009 - Vor 50 Jahren: Luftpolsterfolie zum Patent angemeldet

Alfred Fielding und Marc Chavannes brauchen einen Tapetenwechsel. Was 1959 in US-amerikanischen Wohnungen an der Wand hängt, sagt ihnen nicht zu. Sie wollen eine Tapete, die leicht anzubringen und zudem gut abwaschbar ist. Zu diesem Zweck experimentieren Fielding und Chavannes mit Plastik, in das sie kleine Luftblasen einlassen. Erst später merken die beiden Entwickler, dass sich ihre leichte, robuste und gut recycelbare Tapete hervorragend zum Verpacken empfindlicher Gegenstände eignet.Das Ergebnis ist eine Verpackungsfolie namens "Bubble Wrap", die Fielding und Chavannes am 27. November 1959 zum Patent anmelden. Ein Jahr später gründen die beiden in New Jersey die Sealed Air Company, die heute mehrere Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, vornehmlich für die Lebensmittelbranche, produziert. Der Klassiker aber bleibt die Luftpolsterfolie aus doppellagigem Plastik, die mittels eines Noppenzylinders und einer Vakuumwalze erzeugt wird. 2008 macht die Sealed Air Company mit ihren über 17.000 Mitarbeitern und über 100 Fabriken in 52 Ländern weltweit einen Umsatz von rund fünf Milliarden US-Dollar.

Heute wird kaum ein kostbares Kunstwerk, eine zerbrechliche Vase oder ein Buch ohne Luftpolsterfolienhülle verschickt. Zudem dient die Verpackung auch als Freizeitspaß: Täglich vergnügen sich Menschen weltweit damit, die in die Verpackung eingeschlossene Luft durch Druck mit einem "Plopp" aus ihrer Plastikhülle zu befreien: "Eine sinnliche Erfahrung unter unseren Fingern", die uns laut einer Psychologin "für eine kurze Zeit aus dieser Erwachsenenwelt" entlässt.Aber die Luft kann auch durch Folienzwirbeln, Laufen, Trampeln, Hüpfen und Balancieren, per Purzelbaum oder durch Überfahren mit einem Auto herausgedrückt werden: Auf mehreren Seiten tauschen Freunde der "Bubble Wrap" im Internet Erfahrungen aus. Die prominenteste dieser Fansites stammt von einer Frau namens OpalCat, die eine virtuelle Luftpolsterfolie zum Zerploppen via Mausklick entwickelt hat. Seit 2009 gibt es das "unendliche Ploppen" zudem auch für die Wii-Nintendo-Spielkonsole.

Auch der Kunstbranche bleibt die funktionale Schönheit der Luftpolsterfolie nicht verborgen. 2004 wird die "Bubble Wrap" als "Humble Masterpiece", als "bescheidenes Kunstwerk" also, in den Design-Bestand des Museum of Modern Art übernommen. Im selben Jahr ploppt sich der Künstler Jason Dean für die Ausstellung "Zwangsstörung der Kunst" in Boston in rund 16 Stunden durch 570 Quadratmeter der luftigen Verpackung. Bei der Performance führte er die Luftpolsterfolie unbewusst wieder zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück: "Ich hängte sie wie eine Tapete an die Wand", erklärt der Künstler später. "Was ich nicht bedachte: Einige Leute waren sauer und sagten 'Warum hast du uns nicht eine ungeploppte Folie übrig gelassen?'"

Stand: 27.11.09