Stichtag

26. Februar 2009 - Vor 180 Jahren: Geburtstag von Levi (Löb) Strauss

Am Morgen des 26. Februar 1829 bringt Rebekka Strauß im jüdischen Viertel von Buttenheim bei Bamberg ihr achtes Kind zur Welt. Löb soll er heißen, entscheidet ihr Mann, der Hausierer Hirsch Strauß. Bei Eis und Schnee zieht er mit seiner Kiepe durch Oberfranken und verkauft den Bauern Knöpfe und Bänder, Messer, Geschirr und Werkzeug. Das Geld, das er verdient, reicht daheim gerade für das Allernötigste. Mit 14 Jahren ist Löb Strauß alt genug, seinen Vater auf den Märschen zu begleiten. Was sollte er auch sonst tun? Kein Handwerksmeister würde ein jüdisches Kind zu sich in die Lehre nehmen. So wird Löb wohl dasselbe mühselige Leben wie sein Vater führen, und die Welt so arm verlassen, wie er geboren wurde. Doch es kommt ganz anders.

In San Francisco, Kalifornien, wehen die Fahnen am 26. September 1902 auf Halbmast. Überall bringen Zeitungsjungen Sonderausgaben mit Trauerrand unters Volk. Gestorben ist niemand anderes als Löb, der Sohn des Hausierers Strauß aus Buttenheim. Als Jeans-Hersteller ist er unter dem Namen Levi Strauss berühmt geworden und zu einem der reichsten Unternehmer Amerikas aufgestiegen. Seine erstaunliche Karriere nimmt ihren Anfang, als Rebekka Strauß 1847 nach dem Tod ihres Mannes mit den Kindern in die Neue Welt auswandert. Mit Hilfe seiner älteren Brüder fasst der von den US-Behörden in Levi umgetaufte Löb schnell Fuß. Nach ersten Jahren als Hausierer eröffnet er in San Franciscos Sacramento Street einen Gemischtwarenhandel und verdient so gut, dass er 1864 bereits 20.000 Dollar für den Bau einer Synagoge spenden kann.

1872 erhält Strauss von dem Schneider Jakob Davis ein viel versprechendes Angebot: Weil Davis das nötige Geld fehlt, soll Strauss sich eine robuste, genietete Arbeitshose patentieren lassen, die bei den Goldsuchern in den Bergen Kaliforniens reißenden Absatz findet. Wenige Monate später, am 2. Juni 1873, geht bei Levi Strauss & Company die erste patentierte Nieten-Jeans aus blauem Baumwollstoff über den Ladentisch. Neben Kupfernieten und dem schräg gewebten, groben Stoff verfügt die "Levi's" noch über eine dritte, geradezu revolutionäre Besonderheit: Dicke Außennähte und außen angebrachte Etiketten machen deutlich, dass diese Hose nicht handgearbeitet, sondern industriell gefertigt ist. Zehn Jahre nach ihrer Erfindung verdienen bereits mehr als 500 Angestellte ihr Brot mit der Blue Jeans. Heute macht das von Levi Strauss gegründete und noch immer in San Francisco ansässige Unternehmen einen Jahresumsatz von rund vier Milliarden Dollar. Hergestellt wird die erfolgreichste Hose der Welt inzwischen in Asien, Südamerika und Polen. Nur in den USA selbst wird seit 1994 keine einzige Jeans mehr für Levi's genäht.

Stand: 26.02.09